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Die weitverbreitete und auch in den Schulen des Kantons St.Gallen verwendete «Schweizerfibel» von Wilhelm Kilchherr vermittelte den Erstklässlerinnen und Erstklässlern als erstes den Buchstaben O. Weil damals das Schuljahr in den Deutschschweizer Kantonen noch im Frühling begann, bot sich der Osterhase als Identifikationsbild bestens an.

Auch in anderen Unterrichtsmaterialien der Unterstufe spielte Ostern häufig eine Rolle. So findet sich in einem Heft aus den 1920er Jahren zum Lesen lernen der Druckschrift ein Text mit dem Titel «Am Abend vor Ostern». Darin erfährt man nicht nur etwas über die Feiertagsvorbereitung, sondern auch, wie man sich die Einrichtung einer typischen Schweizer Wohnstube und die zugehörige Familie vorstellte:

«Die Abendsonne scheint durch das offene Fenster in die Stube hinein. Nun müssen die Sonnenstrahlen nicht mehr durch die langweiligen Vorfenster hindurchdringen. Die hat der Vater heute ausgehängt. Und dann hat die Mutter frische, weisse Vorhänge aufgesteckt. Wie lieb sieht jetzt die Stube aus! Da hinein schlüpfen die Sonnenstrahlen gern. Einer tanzt lustig auf dem Fussboden. Der glänzt heute wie ein Spiegel. Ein anderer spaziert auf der Kommode herum. Er will wissen, ob kein Stäubchen mehr darauf liegt. Nein, die hat Leni mit ihrem Staubtuch alle weggejagt. Die Stühle, der Kasten, alles ist blitzblank. Ein paar Strahlen malen ein breites, goldenes Band über den ganzen Tisch. Der Tischteppich ist frischgewaschen. Und mitten darauf steht ein goldgelber Blumenstrauss. Mutti ist ein wenig müde von der vielen Arbeit. Sie sitzt gern noch ein Weilchen mit dem Vater am offenen Fenster. Die Kinder wollen auch dabei sein. Leni hat sich auf Vaters Knie gesetzt. Sie plaudern miteinander von morgen. Da horch – auf einmal fangen alle Glocken zu läuten an. Das tönt so feierlich. Alle hören ganz still zu. – Nun komm, du liebes Osterfest!»

Auch folgendes Gedicht ist in diesem Heft abgedruckt. Nicht wenige Schulkinder werden es auswendig gelernt haben:

Die Abbildung des Osterhasen stammt vom Basler Grafiker Herbert Leupin (vgl. Historisches Lexikon der Schweiz).

Quellen:
Staatsarchiv St.Gallen, ZNA 01/0225 und ZNA 01/0236.1.11

Und am kommenden Mittwoch lernen Sie die berühmteste St.Galler Bürgerin kennen.

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