Seit 1989 überwacht das AFU des Kantons St.Gallen den Boden und untersucht ihn nach Schwermetallen wie Blei, Kupfer, Cadmium oder Zink sowie schwer abbaubaren organischen Verbindungen wie polychlorierten Biphenylen (PCB) oder polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK).
Im Jahr 2015 endete die fünfte Erhebungsperiode und wurde umfassend ausgewertet. Die Resultate sind Teil des Frühwarnsystems und ermöglichen, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und nötigenfalls gezielte vorsorgliche Massnahmen zu treffen. Bei den 18 untersuchten Standorten handelt es sich um Böden in Wäldern, auf Dauergrünflächen und Parkflächen, sowie in Rebbergen.
Ergebnisse der Bodenüberwachung
Verglichen mit der vierten Überwachungsperiode im Jahr 2010 hat sich die Situation im Kanton St.Gallen eher verschlechtert. Die Resultate zeigen, dass die Schwermetallbelastung, mit Ausnahme von Chrom, auf den untersuchten Standorten tendenziell nach wie vor eher zu als abnimmt. Zudem wurden bei fast allen Standorttypen Richtwerte überschritten. Einiges deutet auf eine schleichende Anreicherung von Schadstoffen im Boden hin.
Bedarf nach Daten steigt
Die Herausforderung für den Kanton St.Gallen besteht darin, dass die Niveaus der bedenklichen Schadstoffgehalte nicht steigen und weitere Einträge zu vermeiden. Auch zukünftig muss auf den Standorten aller Nutzungskategorien mit Schwermetallbelastungen gerechnet werden. Vor allem Waldböden müssen weiterhin überwacht werden, da hier das Risiko einer Auswaschung der Schwermetalle ins Grundwasser besteht. Je nach Bedarf sind ergänzende Ermittlungen zur KABO nötig.

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Bodenzustand
Bodenkarte informiert über natürliche Bodenverhältnisse
Die Bodenkarte stellt die natürlichen bodenkundlichen Verhältnisse der landwirtschaftlich genutzten Flächen dar. Sie gibt Auskunft über Bodenart und -aufbau, Wasserhaushalt, pflanzennutzbare Gründigkeit und Oberflächengestaltung. Die Bodenkarte dient unter anderem als Grundlage für den standortgerechten Landbau, die Bodenbewertung und die Planung von Bodenverbesserungsmassnahmen.
Seit 2010 Bodeninformation digital abrufbar
Um die wertvollen Informationen des Kartenmaterials für die Zukunft zu erhalten und sie weiter bearbeiten zu können, wurden die analogen Daten zu einem Bodeninformationssystem (BISG) verarbeitet. Dieses Projekt setzte das AFU in den Jahren 2002 bis 2008 zusammen mit dem Amt für Raumentwicklung und Geoinformation um. Im Jahr 2009 wurde das BISG für die breite Öffentlichkeit aufbereitet und seit April 2010 ist die digitale Bodenkarte des Kantons St. Gallen im Internet öffentlich zugänglich.
Geringe Belastung und Schadstoffzunahme festgestellt
Bei den sieben in der KABO 5 gemessenen Dauergrünland-Standorten ist hauptsächlich eine Zunahme des Cadmium-Gehaltes, sowie eine Abnahme beim totalen Chrom-Gehalt zu beobachten. Die Konzentrationen liegen allerdings noch unter dem Richtwert. Als hauptsächliche Quelle gilt der Eintrag von Hof- und Mineraldünger.
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Hoher Schadstoffeintrag im Siedlungsraum über die Luft
Die unversiegelten Bodenflächen im Siedlungsraum sind Schadstoffeinträgen ausgesetzt, die meist höher sind als in Gebieten ausserhalb. Der Haupteintrag der Schadstoffe erfolgt durch die Luft. Im Siedlungsraum sind vielfältige Schadstoffquellen vorhanden: Heizungen, Verkehr sowie Industrie- und Gewerbeanlagen.
Landwirtschaftsflächen im Siedlungsraum höher belastet
Mitte der 90er-Jahre wurden im Kanton St.Gallen die Böden von zehn Siedlungen systematisch untersucht. Sie zeigen, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen im Siedlungsraum höher mit Schwermetallen sowie mit polyzyklisch-aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet sind als ausserhalb des Siedlungsraums.
Richtwerte überschritten
Eine fundierte Aussage zur Entwicklung von Schadstoffgehalten in Parks ist noch nicht möglich, weil die Zeitreihen zurzeit erst aus zwei Messungen bestehen. Zu beobachten ist, dass der Bleigehalt tendenziell abnimmt. Trotzdem überschreiten die Messwerte von Blei immer noch den Richtwert.
Alarmierende Werte in Hausgärten durch intensive Bewirtschaftung
Böden von Haus- und Familiengärten weisen im Durchschnitt deutlich höhere Schadstoffgehalte auf als landwirtschaftlich genutzte Böden. Die Schadstoffeinträge über die Luft belasten den Boden bereits stark. Den grössten Einfluss hat jedoch die Bewirtschaftung der Gärten. Es zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Alter eines Gartens und der Schadstoffbelastung des Bodens. Die Belastungen sind auf die Bewirtschaftung mit schwermetallhaltigen Hilfsstoffen, Düngemitteln (Ausbringen belasteter Asche, Einsatz von Abfalldüngern wie Kehrichtkompost), Pflanzenbehandlungsmitteln sowie unsachgemässe Entsorgungspraktiken (Verbrennen von Abfällen oder Restholz), Freizeittätigkeiten wie Feuerwerke oder Reparaturarbeiten und die Errichtung von Gärten auf vorbelasteten Flächen zurückzuführen.
Trauben gesund – Boden belastet
Die Tatsache, dass Traubenfrüchte keine Schadstoffe aufnehmen, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rebbergböden in hohem Masse mit Schwermetallen belastet sind. Dazu zählen vor allem Kupfer, Cadmium, Blei und Zink. Die beobachteten Aufwuchsstörungen von Jungreben könnten damit zusammenhängen. Ebenso wurde eine Beeinträchtigung des Bodenlebens und damit eine gewisse «Bodenmüdigkeit» in Rebbaugebieten festgestellt. Diese Phänomene sind rund um die Welt in allen klassischen Weinbaugebieten zu beobachten
Problematischer Pflanzenschutzmittel- und Düngereinsatz
Zur Bekämpfung von Schädlingen und Pilzkrankheiten, insbesondere des Falschen Mehltaus, wurden vor allem Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts stark kupferhaltige Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Die hohen Cadmium-, Zink- und Bleiwerte stammen von Klärschlamm oder von Kompost aus ungetrenntem Siedlungsabfall, die früher für Düngezwecke eingesetzt wurden.
Heutzutage ist der Pflanzenschutz im Rebbau stark kontrolliert. Die Mittel und die Dosierungen sind vorgegeben, limitiert und kontrolliert, ausserdem gibt es je nach Krankheit oder Schädling auch Alternativen zu chemischen Pflanzenschutzmitteln. Nichtsdestotrotz werden auch heute noch kupferhaltige Mittel oder Mischpräparate zur Bekämpfung von Mehltau oder weiteren Pilzkrankheiten eingesetzt.
Untersuchte Standorte zeigen Richtwertüberschreitungen
Beide untersuchten Standorte der kantonalen Bodenüberwachung, welche im Rebbaugebiet liegen, weisen Überschreitungen des Kupfer-Richtwertes auf. Der eine Standort ist sehr stark belastet und weist zudem noch Richtwertüberschreitungen bei Blei, Cadmium, Quecksilber und Zink auf. Eine Aussage zur Belastungsentwicklung kann aufgrund der kurzen Zeitreihe noch nicht gemacht werden. Dies wird frühestens 2020/2025 möglich sein.
Hoher Bleigehalt beim Kugelfang
Bei Schiessanlagen werden hauptsächlich im Kugelfang- und Scheibenstandbereich hohe Schadstoffwerte von Blei und Antimon gemessen. In kleineren Mengen sind auch Kupfer und Zink vorhanden. Falls die Anlage vor 1960 in Betrieb genommen wurde, kann im Bereich vor dem Schützenhaus auch der Quecksilbergehalt erhöht sein.
Durch den jahrzehntelangen Schiessbetrieb sind grosse Mengen an Metallen in die Böden gelangt. Die Einschussstellen von Schiessanlagen gehören mit Bleigehalten von bis zu zehn Prozent des Bodenmaterials zu den am stärksten mit Schwermetallen belasteten Flächen überhaupt. Von ihnen geht – ohne wirksame Schutzmassnahmen – eine ernst zu nehmende Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze aus.
Künstliche Kugelfangsysteme
Wenn also schadstoffbelastete Kugelfänge Grundwasser, Gewässer oder Boden gefährden, erfordert dies Massnahmen zur Beseitigung der Gefahr, d.h. der belastete Standort muss saniert werden. Aus diesem Grund unterstützt der Bund die Untersuchung, Überwachung und Sanierung von gewerblichen Schiessanlagen mit Mitteln aus dem VASA-Fonds. Voraussetzung ist, dass auf einem Standort nach dem 31.12.2012 (innerhalb von Grundwasserschutzzonen) und 31.12.2020 (ausserhalb von Grundwasserschutzzonen) keine Abfälle mehr gelangt sind. In diesem Zusammenhang bedeutet dies, dass ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in den Boden geschossen werden darf, d.h. es muss eine Installation mit einem künstlichen Kugelfangsystem oder eine Stilllegung realisiert worden sein.
Metallgehalte in Waldböden nehmen zu
Bei den sieben Waldstandorten hat der Gehalt vor allem von Blei, Kupfer und Nickel zugenommen. Die Kupfer-Zunahme lässt sich über den Eintrag durch die Luft erklären. Der höhere Bleigehalt überrascht, denn dank den getroffenen Umweltschutzmassnahmen seit den 1980er Jahren haben Bleiemissionen aus dem Verkehr allgemein abgenommen. Kritisch ist vor allem die Zunahme bei Nickel, weil bei diesem Element der Richtwert für den löslichen Gehalt bereits überschritten ist.
Saure Waldböden werden überwacht
Da die Böden in Wäldern von Natur aus sauer sind, sind erhöhte Gehalte von löslichen Schadstoffen grundsätzlich nichts Ungewöhnliches und auch nichts Beunruhigendes. Ein Waldboden-Standort der kantonalen Bodenüberwachung weist jedoch eine fortgeschrittene Versauerung auf. Wenn diese noch weiter zunehmen sollte, kann es zur weiteren Mobilisierung von Schadstoffen und zu deren Auswaschung ins Grundwasser kommen. Ausserdem können Pflanzen und Bäume dadurch geschädigt werden. Eine weitere Beobachtung der Waldböden, insbesondere der besonders sauren Waldböden, ist deshalb wichtig. Bisher konnte in St.Gallen noch keine zunehmende und verstärkte Versauerung der Waldböden erkannt und nachgewiesen werden. Jedoch müssen die vorhandenen Daten noch weiter ausgewertet werden.
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Boden und Stoffkreislauf, Abteilung Boden und Altlasten
Lämmlisbrunnenstrasse 54
9001 St.Gallen