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Wann ist Vorsicht am Wasser geboten? Blaualgenblüten in Schweizer Gewässern sind in der Regel durch sichtbare Trübungen oder Verfärbungen grosser Wasserflächen erkennbar. Entsprechend richteten sich Schutzempfehlungen für Mensch und Tier meist nach diesen optischen Warnzeichen.

In den letzten Jahren kam es jedoch wiederholt zu Vergiftungsfällen bei Hunden, ohne dass eine klassische Algenblüte erkennbar war. Die Ursache: giftige Blaualgen im sogenannten Aufwuchs, das heisst auf Steinen, Wasserpflanzen oder Sedimenten. So verstarben beispielsweise im Kanton St.Gallen 2021 mehrere Hunde nach dem Aufenthalt am Ufer des Zürich-Obersees. In diesem Zusammenhang konnte die Blaualgenart Tychonema bourrellyi identifiziert werden, die ein Nervengift bilden kann. Die Auswertungen des Amts für Wasser und Energie sowie tierärztliche Befundaufnahmen deuten klar auf eine Vergiftung mit diesem Toxin hin.

 

Natürliches Vorkommen im Uferbereich

Aufwuchsalgen – also Algen, die auf festen Oberflächen wachsen – sind ein natürlicher Bestandteil vieler Gewässer. Auch Tychonema gehört dazu. Sie siedeln sich in ufernahen Zonen an und haften an Steinen, Wasserpflanzen oder dem Gewässerboden.

Kommt es zu Massenentwicklungen, können sich die Algenmatten vom Untergrund lösen und an die Wasseroberfläche treiben, umgangssprachlich als „Krötenhäute“ bekannt. Durch Wind und Strömung können sich solche Algenmatten – aber auch an Wasserpflanzen anhaftender Aufwuchs - an Uferbereichen ansammeln.

Tychonema: Vorkommen und Erkennung

Tychonema bourrellyi ist eine Blaualgenart, die bisher vor allem aus nährstoffarmen, klaren Gewässern nördlicher Länder bekannt war und in Mitteleuropa nur vereinzelt vorkam. 2021 wurde sie im Zürichsee nach dem Tod mehrerer Hunde vermutlich erstmals in der Schweiz nachgewiesen.

Tychonema wächst im Aufwuchs und ist bei geringer Ausprägung nicht von blossem Auge sichtbar. Im Gegensatz zu klassischen Blaualgenblüten verursacht sie keine auffälligen Wasserverfärbungen. Bei starker Entwicklung können sich jedoch rötlich gefärbte Matten bilden oder die Algen bewachsen Wasserpflanzen.

Toxisches Potenzial: Das Nervengift Anatoxin A

Tychonema kann das Nervengift Anatoxin A produzieren. Dieses kann in den rot gefärbten Matten in hoher Konzentration vorkommen. Im freien Wasser hingegen ist das Gift meist nicht nachweisbar und stellt dort in der Regel keine Gefahr dar.

Die Hauptgefahr besteht bei oraler Aufnahme – also, wenn kontaminiertes Wasser oder Algenmaterial verschluckt wird. Für Erwachsene und Wassersporttreibende ist das Risiko normalerweise gering. Kleinkinder und Hunde sind jedoch besonders gefährdet, da sie sich häufiger in ufernahen Zonen aufhalten und dort eher mit giftigen Algen in Berührung kommen oder diese unbewusst aufnehmen.

Vorsicht bei auffälligen Algenansammlungen

Wind und Wetter können die lokale Algenlage rasch verändern. Deshalb wird empfohlen, grundsätzlich Vorsicht walten zu lassen, insbesondere bei sichtbaren Algenansammlungen am Ufer.

  • Halten Sie Hunde vom Wasser fern, wenn Algenmatten oder Verfärbungen auftreten.
  • Achten Sie darauf, dass Hunde keine Algen aufnehmen oder sich nach dem Kontakt mit Wasser das Fell oder die Pfoten lecken.
  • Auch bei Kleinkindern ist am Wasser erhöhte Aufmerksamkeit geboten.

Werden diese einfachen Verhaltensregeln beachtet, kann das Vergiftungsrisiko deutlich reduziert werden.

Umgang mit Blaualgen in Gewässern

Blaualgen sind ein natürlicher Bestandteil von Ökosystemen und lassen sich nicht vollständig entfernen, das gilt auch für die Art Tychonema. Geringe Mengen sind in der Regel unbedenklich. Ansammlungen mit gefährlich hohen Giftkonzentrationen werden meist durch Wasserbewegung, Regen und biologische Abbauprozesse wieder reduziert.

Kommt es zu grösseren Ansammlungen an stark frequentierten Uferstellen – etwa bei Badestellen – kann ein vorübergehendes Badeverbot sinnvoll sein, um die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen.

Weitere Informationen zu Blaualgen und Beispielbilder finden Sie unter: Blaualgen | sg.ch neues Fenster

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