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Der Bund und der Kanton St.Gallen fördern die Waldbiodiversität mit der Beratung durch die Revierförster und mit Beiträgen. Zentral ist der flächendeckende naturnahe Waldbau mit dem Erhalt von Biotopbäumen und Totholz. Hotspots bilden die Waldreservate sowie deren Vernetzung mit Altholzinseln sowie aufgewerteten Waldrändern und Lebensräumen.

Aufgelockerter Gebirgsnadelwald mit Asthaufen und viel Heidelbeeren am Boden. Es ist ein optimaler Lebensraum für das Auerhuhn.
Im Waldreservat Kreisalpen in Nesslau werden lichte Wälder mit viel Heidelbeeren für das Auerhuhn gefördert (Foto: Reto Hürlimann, Revierförster).

Altholzinseln, Biotopbäume und Totholz

In der Altholzinsel Flis in Wildhaus-Alt St.Johann werden mächtige Fichten als Lebensraum für seltene Arten erhalten (Foto: Pascal Gmür).

Altholzinseln (AHI) sind naturnahe Bestände in fortgeschrittenem Alter, welche grundsätzlich bis zum natürlichen Zerfall sich selber überlassen werden. Biotop- oder Habitatbäume zeichnen sich durch besondere Merkmale aus. Sie beherbergen seltene Baummikrohabitate. Meist handelt es sich um alte und dicke Bäume.

Alt- und Totholz sowie seine Lebensgemeinschaften - rund 6‘000 Arten - sind gute Indikatoren für die Artenvielfalt und für die Naturnähe des Ökosystems.

Brutvogelatlas als Auftrag

Der Weissrückenspecht ist eine Charakterart für totholzreiche Laub- und Laubmischwälder. Eine kleine Population lebt in Graubünden und St.Gallen (Foto: M. Burkhardt).

Die Bestände vieler Waldvogelarten haben seit den Jahren 1993–1996 zugenommen, da sie von der naturnahen Waldbewirtschaftung profitieren. Die Daten, die für den neuen Atlas der Brutvögel der Schweiz in den Jahren 2013 bis 2016 aufgenommen wurden, bestätigten eigentlich alles, was über den Wald als Lebensraum für Vögel schon vorher entweder bekannt war oder vermutet wurde. Der Wald ist der artenreichste Lebensraum für Vögel in der Schweiz. Defizite gibt es aber trotzdem noch immer, wie der Handlungsbedarf zeigt.

Naturnaher Waldbau

Im Naturnahen Waldbau wird vor allem mit standortgerechter Naturverjüngung gearbeitet. Vogelbeeren sind ein wichtiger Bestandteil von Gebirgsnadelwäldern (Foto: Pascal Gmür).

Die flächendeckende, naturnahe Waldbewirtschaftung bildet die Basis für die hohe Arten- und Lebensraumvielfalt im Wald. Mit fachgerechter Pflege und gekonntem Nichtstun wird die Waldbiodiversität erhöht. Dazu gehören u.a. auf das Mulchen von Strassenrändern zu verzichten oder das Zulassen von «Wildnis» - konkret dem Belassen von Alt- und Totholz sowie von Pioniergehölzen und Sträuchern.

Waldränder und Lebensraumaufwertung

In Lichten Wäldern und Waldränder gedeiht eine artenreiche Flora. Diese Kohldistel am Waldrand in Magdenau ist beliebt bei Insekten (Foto: Pascal Gmür).

Gemäss Bestandeskarte 2009 bestehen im Kanton St.Gallen rund 13‘800 km Waldrand. Strukturreiche, artenreiche Waldränder bilden einen wichtigen Lebensraum für viele Pflanzen, Tiere und Vögel. Dank dem Lichtangebot steigt der Deckungsgrad der Kraut- und Strauchschicht. Vom Blütenreichtum und den Beeren profitieren Insekten, Vögel und diverse Kleinsäuger.

Waldreservate

Das Waldreservat Amden zeichnet sich unter anderem durch eine Mosaik von Mooren und Moorwaldrändern aus (Foto: Pascal Gmür).

Im Waldreservatskonzept (KFA 2003) wurden 18 % der Gesamtwaldfläche als potenzielle Waldreservatsflächen vorgeschlagen (rund 166 Objekte und 9‘750 ha Wald). Bis zum Jahr 2030 sollen 6'000 ha bzw. 10 % der Waldfläche unter Vertrag stehen, je zur die Hälfte als Naturwaldreservate und als Sonderwaldreservate.

Waldstandorte

Auenwald mit Pioniergehölzen im Waldreservat Thurauen in Wil (Foto: Pascal Gmür).

Die Wälder des Kantons St.Gallen wurden in den Jahren 1989 bis 2009 vegetationskundlich kartiert. In unserem so reich gegliederten Kanton gibt es deshalb von Natur aus eine grosse Vielfalt an Waldstandorten. Die Standortskarte bildet eine wichtige Grundlage für den Waldbau und weitere naturkundliche Anwendungen.

Wald-Wild-Lebensraum

Aktive Wildschadenverhütung: In diesem Wald in Magdenau finden Wildtiere ausreichend Nahrung, Deckung und Ruhe (Foto: Pascal Gmür).

«Der St.Galler Wald verjüngt sich auf minimal 75% der Waldfläche natürlich und ohne Schutzmassnahmen mit standortgerechten Baumarten. Massgebend ist die Erreichung dieses Wertes je Wildraum und auf Stufe Kanton. Liegt der Schutzwaldanteil je Wildraum über 20%, sind die Verjüngungssollwerte nach NaiS auf minimal 90% der effektiven Schutzwaldfläche ohne Schutzmassnahmen zu erreichen.» (WWLK-Ziel 1.1.)

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Pascal Gmür

Pascal Gmür

Forstingenieur

Kantonsforstamt
Davidstrasse 35
9001 St.Gallen