Die Entwicklung digitaler Technologien im Milchviehstall nimmt weiter zu. Mittlerweile gibt es ein Netz aus Sensoren, die Informationen über Tiere und Umwelt liefern, sich steuern lassen und Folgeschritte einleiten. Ziel ist es, Tiergesundheit und Komfort zu verbessern, die Wirtschaftlichkeit zu steigern und den Tierhalter zu entlasten.
Durch Überwachung von Stallparametern wie Temperatur, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit sollen Fehler durch manuelles Steuern der Technik vermieden werden, wie zum Beispiel beim Kühlen oder Belüften. Wenn Klimasensoren die Kühlung automatisch ansteuern, sinkt die Gefahr, zu spät auf Hitze zu reagieren.
Milchkühe benötigen beste Luftbedingungen, um ihr Leistungspotenzial optimal abrufen zu können. Die Luftqualität im Stall hat einen grossen Einfluss auf das Wohlbefinden von Menschen und Tieren.
Für das richtige Lüftungskonzept des Stalles, muss zwischen Belüftung und Kühlung unterschieden werden: Die Belüftung bezeichnet die Frischluftzufuhr in den Stall, die Kühlung hingegen beschreibt die Möglichkeiten die Kühe aktiv zu kühlen. Die Qualität der Belüftung kann über die Luftwechselrate definiert werden, welche im Wesentlichen durch Temperatur, relative Luftfeuchte und CO2 - Gehalt der Stallluft bestimmt wird.
Durch intelligente Lüftungscomputer zur Steuerung der Lüftungstechnik unter Messung von der Temperaturen, der Luftfeuchtigkeit und des CO2-Gehaltes soll die Luftqualität im Stall optimiert werden.
Lüftung
Kuhställe sind optimalerweise auf einen natürlichen Luftaustausch zwischen der Stall- und der Aussenluft ausgerichtet. Technische und mechanische Massnahmen kann einen Luftwechsel unterstützen:
- Abluft-Ventilatoren: Tunnel (Längs)- oder Querentlüftung
- Überdruck-Schlauchbelüftung
- Gleichdruck Ventilatoren: gleichermassen Zu- und Abluft
Kühlung
Der Temperatur-Feuchtigkeits-Index (THI) ist ein Mass, das seit Anfang der neunziger Jahre verwendet wird. Es berücksichtigt die kombinierten Auswirkungen von Umgebungstemperatur und relativer Luftfeuchtigkeit und ist eine nützliche und einfache Methode, um das Risiko von Hitzestress zu bewerten.
Für den Kühlungseffekt werden dabei zwei Varianten verfolgt:
- Beschleunigung der Luftströmung durch grosse Umluftventilatoren
- Verdunstungskälte durch Berieselung indem Wasser mit Hochdruck versprüht wird
Instrumente zur Messung der Stallluft
Temperatur: Thermometer
Schadgase: CO2: NDIR-Sensoren Infrarot-Analyse oder Dräger-Röhrchen; NH3: nass-chemisches Prinzip (Absorptionsflaschen), mit Infrarot-Analyse, mit elektrochemischem Sensor (eine Redox-Reaktion generiert einen elektrischen Strom), mit Dräger-Röhrchen oder nach dem Chemolumineszenz-Prinzip. H2S: elektrochemische Zellen (Messbereich 1-1000 ppm) oder Dräger-Röhrchen
Luftfeuchtigkeit: Luftfeuchtigkeitssensor/ Psychrometer
Luftgeschwindigkeit: Hitzdrahtanemometer
Staubkonzentration: Streulichtphotometer/ TEOM Messgeräte
Licht: Luxmeter
Das Ziel des Einsatzes eines Entmistungsschiebers ist ein sauberer Stallboden. Damit können Gesundheitsprobleme deiner Tiere vermieden werden. Darüber hinaus sorgt eine gute Stallhygiene für mehr Tierwohl. Zusätzlich senken Entmistungsanlagen die Ammoniak-Emissionen.
Der Vorteil von den sogenannten Robotern gegenüber Festanlagen ist, das sie flexibler eingesetzt werden können und auch Zwischengänge befahren können.
Schieberoboter
Der Schieberoboter hat die Aufgabe auf planbefestigten als auch auf Spaltenböden die Gülle von der Lauffläche zu schieben. Auf dem Spaltenboden soll dabei der Kot in die Spalten gedrückt werden, während auf planbefestigten Böden in den entsprechenden Abwurf zu schieben ist.
Saugroboter
Der oben aufliegende Mist wird nicht geschoben, sondern vom Roboter während der Fahrt meist an der Frontseite des Roboters aufgenommen und in einen Güllesammelbehälter transportiert. Wenn der Behälter gefüllt ist bzw. gemäss der Routenplanung fährt der Roboter zum Gülleabwurf und entleert dort den Güllesammelbehälter wieder.
Die Ortung der Tier im Stall dient unter anderem der Erforschung des Tierverhaltens. Für den Praktiker erleichterten die Systeme das frühzeitige Auffinden auffälliger oder kranker Tiere sowie das genaue Einhalten des geeigneten Besamungszeitpunkts. Ein erfolgreiches Herdenmanagement verlangt in der Milchviehhaltung eine intensive Betreuung am Einzeltier.
Aktive Indoor Ortungssystem
Dabei benötigt die am Tier befestigte Ortungseinheit einen Sender mit eigener Energiequelle. Im Stall sind mindestens 3 Empfangsantennen erforderlich, damit über die Triangulation der ungefähre Aufenthaltsort bestimmt werden kann.
SAW Indoor Ortungssystem
Dieses System beruht auf dem Funktionsprinzip von akustischen Oberflächenwellen (AOW, engl. SAW=Surface Acoustic Wave). Der SAW-Tag reflektiert das Abfragesignal, sobald ein Objekt mit Codeträger den Lesebereich erreicht. Das Lesegerät empfängt das reflektierte Antwortsignal und kann den Aufenthaltsort simulieren. Durch den Einsatz dieses Echoprinzips wird die passive, batterielose Energieversorgung des SAW-Tags (Vergleich RFID-Tag) ermöglicht. Dieses Funktionsprinzip ist noch in der Erprobung.
Beacon / iBeacon Ortung (Kurzstrecken-Funktechnologie / Bluetooth 4.0 Low Energy)
- Kontinuierliche Echtzeitverfolgung und Lokalisierung von Nutztieren
- Aktivitäts- und Bewegungsanalysen
- Ermittlung des Gesundheitszustands basierend auf Bewegung und Aktivität
- Bestimmung des richtigen Besamungszeitpunkts aus der Bewegungsanalyse
- Fütterungszeitüberwachung
Dieses System macht die optische und akustische Wahrnehmung von Rindern für den Menschen erlebbar. Landwirte können mit der Kuhbrille virtuell durch den Stall gehen und beobachten, was eine Kuh hört und sieht. Der Perspektivwechsel soll dabei helfen, Kühe besser zu verstehen und ihr Umfeld ihren Bedürfnissen angemessen einzurichten.
Link Seite LBZ-Echem - Artikel Kuhbrille