Logo Kanton St.Gallen

In den letzten etwa 140 Jahren hat sich die Temperatur in der Schweiz um fast 2 Grad erhöht. Das Jahr 2018 war von aussergewöhnlicher Trockenheit geprägt. Unsere Wälder erleben die vielfältigen Folgen.

Abgestorbene stehende Buche in einem geschlossenen Mischwald.
Eine standortgerechte Buche ist im geschlossenen Wald auf dem Oberrieter Kienberg, vermutlich aufgrund der Trockenheit 2018, abgestorben (Foto: Pascal Gmür).

In den letzten etwa 140 Jahren hat sich die Temperatur in der Schweiz um fast 2 Grad erhöht. Bei einem "mittleren" Szenario des zukünftigen globalen Treibhausgasausstosses wird es im Jahr 2100 insgesamt nochmals 3 Grad wärmer sein. Das Jahr 2018 war von aussergewöhnlicher Trockenheit geprägt. Der Sommer 2019 war der drittheisseste, gefolgt vom mildesten Winter und diesem Frühling als drittwärmstem seit Messbeginn.

Buchdrucker fressen Fichten und Buchen vertrocknen

Unsere Wälder erleben die vielfältigen Folgen. Gegenwärtig misst man den zweithöchsten je registrierten Buchdruckerbefall. Am Hangfuss auf 400 m ü. M. gehen über hundertjährige Buchen als Folge der Trockenheit ein. Es wird vermutet, dass ganze Bestände von aussen nicht feststellbare Schäden davontragen. Tatsächlich ein Jahrhundertereignis.

Welche Baumart trotzt dem Klima in 80 Jahren?

Steigt man in der Atmosphäre 100 m an, kühlt sich die Umgebung um 0.65 Grad ab. Pro 300 m also ca. 2 Grad. Diese hundertjährigen Buchen leben bereits in einem Umfeld, wie es bei ihrer Keimung auf ca. 100 m ü. M. zu erwarten gewesen wäre. Je nach gewähltem Klimamodell kann die Zukunft trockener werden, oder bei gleichbleibender Niederschlagsmenge verändert sich die Verteilung der Niederschläge. Beide Szenarien deuten auf erhöhten Stress der Pflanzen durch Trockenheit hin. Waldeigentümer und Förster stehen vor der Herausforderung, dass wir unter heutigen Bedingungen Pflanzen aufbringen, welche in 80 Jahren unter veränderten Verhältnissen stabile Wälder bilden.

Waldbau auf Vielfalt und Risikostreuung ausrichten

Diese Eiche in Oberriet dürfte besser mit dem künftigen Klima zurechtkommen, falls sie sich etablieren kann.
Diese Eiche in Oberriet dürfte besser mit dem künftigen Klima zurechtkommen, falls sie sich etablieren kann (Foto: Pascal Gmür).

Auch das beste Zukunftsmodell ist mit Unsicherheit behaftet. Wo man einmal aus wirtschaftlichen Überlegungen Einheitlichkeit anstrebte, gibt uns heute eine möglichst grosse Vielfalt Sicherheit und somit einen über die Zeit stabilen Nutzen. Arten- und Strukturreichtum, sowie innerhalb der Arten genetische Vielfalt fördern die Widerstandfähigkeit in vielfältiger Weise. Starke Einzelbäume mit gut ausgebildeten Kronen erhöhen die gesamte Stabilität des Bestandes. Eine zielgerichtete Pflege zur Maximierung des Zuwachses der Wertträger verkürzt die Umtriebszeit und somit die Risiken.

Ein Blick in die Zukunft

Eventuell werden künftig mehr Föhren und Mehlbeeren im Wald anzutreffen sein.
Eventuell werden künftig mehr Föhren und Mehlbeeren im Wald anzutreffen sein (Foto: Pascal Gmür).

Während bis im Jahr 2100 die Buche im Mittelland z.T. stark zurück geht, dominiert sie in der Waldregion 2 Werdenberg-Rheintal bis in hohe Lagen den Grossteil der Bestände. Nadelholz kommt im Sinne hoher Vielfalt beigemischt vor. Am Hangfuss sind Baumarten wie Nussbaum, Kastanie und Eichen häufig anzutreffen. Weitere trockenheitsresistente Baumarten sind viel häufiger als heute. Reine Fichtenbestände bis zum Dorfrand kennt man nur noch von unseren Drohnenfotos. Mit Erdöl heizt schon lange niemand mehr. Treibstoffe für Kraftwerke sind knapp. Eine disruptive Technologie steht vielleicht kurz vor der Verwirklichung. Bis dahin geniesst der klimaneutrale, regional und rasch verfügbare Rohstoff Holz einen bedeutend höheren Stellenwert als man es heute annehmen würde.