Logo Kanton St.Gallen

Die Reform der beruflichen Grundbildungen KV und Detailhandel stellt sicher, dass junge Erwachsene weiterhin gut ausgebildet werden, auf dem Arbeitsmarkt gefragt bleiben und aus einer Vielzahl von Karrieremöglichkeiten auswählen können. In der Ostschweiz haben sich 15 Berufsfachschulen aus 7 Kantonen dazu entschlossen, die Umsetzung der beiden Berufsreformen KV und Detailhandel gemeinsam anzugehen. Die folgenden Interviews mit den Teilprojektleitern geben einen aktuellen Einblick in die Reform-Projekte.

Interview mit Jean-Thomas Frank zur KV-Reform

Auf den Lehrbeginn 2023 starten die beruflichen Grundbildungen «Kauffrau/Kaufmann EFZ» und «Kauffrau/Kaufmann EBA» nach neuer Bildungsverordnung und neuem Bildungsplan. Jean-Thomas Frank, Leiter der Ostschweizer KV-Projektgruppe und Lehrperson am KBZSG, erläutert, was für die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner relevant ist.

Was gibt es Neues an der Reform-Front?
Wir sind sehr gut unterwegs und liegen im Zeitplan. Anfangs Juni haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht: der Rollout der Lernpfade an die Berufsfachschulen im Learning Management System (LMS) Moodle. Die Lernpfade beschreiben den Lernweg, den die Lernenden in der Regel sequenziell durchlaufen. Mit Hilfe dieser Lernpfade können sich alle Lehrpersonen der teilnehmenden Berufsfachschulen intensiv in den Unterricht einarbeiten. Über 40 Lehrpersonen aus der Region Ost haben in einer sehr engen Zusammenarbeit die Lernpfade entwickelt und nach einem Review von weiteren rund 40 Lehrpersonen aus der Region Ost überarbeitet und finalisiert. Sie haben herausragende Arbeit geleistet. Aktuell planen wir in der Projektgruppe KV Ost die Entwicklung der Lernpfade für das 2. Lehrjahr. Parallel dazu wird an der Stundenplanung gearbeitet, welche mit den Handlungskompetenzbereichen, der Interdisziplinarität und dem Teamteaching eine Herausforderung darstellt. 

Wie wirkt sich die Reform auf die Zusammenarbeit der drei Lernorte Lehrbetriebe, Berufsfachschulen und überbetriebliche Kurse aus?
Mit dieser Reform wurde die Lernortkooperation weiterentwickelt, insbesondere hinsichtlich Abstimmung der Leistungsziele an den drei Lernorten. Die Berufsfachschulen können sich sehr gut vorstellen, diese Lernortkooperation in naher Zukunft noch weiter zu intensivieren und auf die Branchen und Betriebe zuzugehen, um sich noch besser abzustimmen und die Berufspraxis noch stärker in den schulischen Kontext zu integrieren.

Auf was sollen die Lehrbetriebe achten?
Die Einteilung der Lernenden in den passenden Wahlpflichtbereich ab dem 1. Lehrjahr und später im 3. Lehrjahr in die entsprechende Option erleichtert den Lernenden ihren schulischen Fortschritt. Eine nachträgliche Umverteilung stellt die Berufsfachschulen jeweils vor organisatorische Herausforderungen. Bedarf es dennoch einer Umverteilung, sind die zuständigen Berufsfachschulen gerne bereit, Unterstützung anzubieten und freuen sich über einen Austausch.

Im August 2023…
geht es endlich los! Ich freue mich sehr auf den Startschuss und bin zuversichtlich, die Lernenden in eine erfolgreich reformierte KV-Ausbildung führen zu können. Alle beteiligten Lehrpersonen haben sich trotz des engen Zeitplans intensiv und sehr gut vorbereitet. Natürlich bin ich auch gespannt, wie die Handlungskompetenzorientierung, das LMS Moodle, das begleitete selbstorganisierte Lernen (BGSOL), Teamteaching und weitere neue Elemente in den Unterrichtsalltag einfliessen werden.

Auf der Website des Kaufmännischen Verbands finden Sie weitere Informationen rund um die KV-Reform.


Jean-Thomas Frank 

Teilprojektleiter KV
Berufsfachschullehrer Wirtschaft und Gesellschaft, KBZSG

Interview mit Christian Sauder zur Detailhandels-Reform

Die beruflichen Grundbildungen «Detailhandelsfachfrau/Detailhandelsfachmann EFZ» und «Detailhandelsassistentin/Detailhandelsassistent EBA» sind seit Lehrbeginn 2022 reformiert. Im August 2023 werden also die «ersten» Lernenden ins 2. Lehrjahr eintreten. Christian Sauder, Leiter der Ostschweizer DH-Projektgruppe und Leiter Detailhandel am BZWU, berichtet über seine ersten Erfahrungen.
 

Was gibt es Neues an der Reform-Front?
Die Lernpfade für das 2. Lehrjahr sind entwickelt und der zugehörige Review ist abgeschlossen. Im Mai haben Lehrpersonen die Lernpfade evaluiert und neue Ideen eingebracht. Diese wertvollen Rückmeldungen und Inputs sind in die finale Aufbereitung der Lernpfade eingeflossen. Am 5. Juni hat der Lernpfade-Rollout an die beteiligten Berufsfachschulen stattgefunden. Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft − das 2. Lehrjahr steht bereit! Parallel dazu wurden auch die Lernpfade des 1. Lehrjahres aufgrund der ersten Erfahrungen aus dem Unterricht nochmals vollständig reviewt und an die Schulen neu ausgerollt. Ab September 2023 beginnen wir mit der Entwicklung und der Zuordnung der Lernfelder des 3. Lehrjahrs der EFZ-Ausbildung. Bisher waren es 1.5 Schultage pro Lehrjahr. Neu sind es 1.5 Tage im 1. Lehrjahr, 2 Tage im 2. Lehrjahr und 1 Tag im 3. Lehrjahr. Im Schnitt also immer noch 1.5 Tage über die gesamte Lehrzeit hinweg.

Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dem 1. reformierten Lehrjahr?
Die Lernpfade werden dem Erreichen der neuen Bildungsziele gerecht und die Lehrpersonen sind damit gut gerüstet. Die Lernenden schätzen die Möglichkeiten des individualisierten Lernens. Im Frühling wurden die Lernenden sowie die Lehrpersonen zum Unterricht des 1. Lehrjahrs befragt und diese Rückmeldungen in der Überarbeitung berücksichtigt. Im Vergleich: Am Anfang steht immer ein Grundgerüst, das durch zusätzliche Beläge, Bretter und Geländer erweitert und damit stabilisiert wird. So ist es auch bei den Lernpfaden, die ständig weiterentwickelt werden.

Das Hauptziel der Reform ist, die Lernenden auf zukünftige Anforderungen in der Arbeitswelt vorzubereiten und sie zu kompetenten, flexiblen, eigenverantwortlichen und motivierten Verkaufspersönlichkeiten zu entwickeln. Durch die neue Handlungskompetenzorientierung rückt der Unterricht näher an die Praxis.

Wie wirkt sich die Reform auf die Zusammenarbeit der drei Lernorte Lehrbetriebe, Berufsfachschulen und überbetriebliche Kurse aus?
Die drei Lernorte sind mit der Reform enger zusammengerückt. Die Grundbildung der Lernenden ist nicht mehr ein isolierter Prozess, den jeder Bildungsort für sich organisiert. Die Praxisaufträge in den Betrieben korrespondieren mit den Lerninhalten an den Berufsfachschulen und den überbetrieblichen Kursen. Viele Berufsfachschulen haben im Sinne der Lernortskooperation auch damit begonnen, Informationsveranstaltungen für die Lehrbetriebe anzubieten. Damit sollen die Lehrbetriebe bei der Implementierung der neuen Ausbildungen unterstützt werden. Darüber hinaus besteht in der Projektgruppe der Wille, die Berufslehren im Detailhandel auch in Zukunft interkantonal gemeinsam weiterzuentwickeln.

Auf was sollen die Lehrbetriebe achten?
Für die ausbildenden Betriebe ist es bei der Umsetzung der Reform unter anderem wichtig, die laufenden Bildungsberichte (je Semester) und die sporadischen Qualifikationsnachweise rechtzeitig zu erstellen und − im Falle der Qualifikationsnachweise − den jeweils zuständigen Organen (meist Ämtern) rechtzeitig zur Verfügung zu stellen. Diese Beurteilungen sind wiederum Bestandteil des Qualifikationsverfahrens. Die Betriebe sind also im Sinne der erwähnten notenrelevanten Qualifikation der Lernenden laufend gefordert.

In der gesamten Ausbildung der Lernenden ist darauf zu achten, dass die Handlungskompetenzorientierung konsequent umgesetzt wird. Dazu werden allen Beteiligten entsprechende Unterlagen, Prozessbeschreibungen etc. durch den Bildungsverband (BDS) zur Verfügung gestellt.

Im Sommer 2024…
steht das erste Qualifikationsverfahren (QV) vor der Tür. Zum ersten Mal werden die Detailhandelsassistentinnen und -assistenten (2-jährige Lehre) ihr QV unter Handlungskompetenz-Bedingungen absolvieren. Aktuell sind wir in der Teilprojektgruppe in der Planungsphase. Es zeigt sich, dass eine Reihe von Herausforderungen, vor allem organisatorischer Art, auf uns zukommen wird.

Weiterführende Informationen zur Reform finden Sie unter Verkauf 2022+ - BDS FCS (bds-fcs.ch)


Christian Sauder

Teilprojektleiter DH
Leiter Detailhandel BZ Wil/Uzwil

 

Vielen Dank für diese spannenden Einblicke!
Im Gespräch mit: Nathalie Eberle, Fachfrau Kommunikation, Amt für Berufsbildung

Noch offene Fragen?

Amt für Berufsbildung

Davidstrasse 31
9001 St.Gallen

Öffnungszeiten

Montag - Freitag
08:00 - 12:00 Uhr
13:30 - 17:00 Uhr