Projekt Erasmus +
Unter der Lupe: Die Erfolgsfaktoren der Berufsbildung
Die duale Berufsbildung ist ein Erfolgsrezept im süddeutschen Sprachraum. Ein von der Europäischen Kommission gefördertes Projekt wurde in den verschiedenen Ländern auf Optimierungspotenzial geprüft.
Am Anfang des Erasmus+-Projekts «Gelingensfaktoren in der Berufsbildung» stand das gleichnamige Buch des Berufspädagogen Rémy Müller aus Zug. Darin stellte er sechs Hypothesen auf, die von Bildungsorganisationen in Liechtenstein, der Schweiz, Österreich und Südtirol während anderthalb Jahren in der Praxis untersucht worden sind. Die Projektleitung hat dabei Ivan Schurte von der Wirtschaftskammer Liechtenstein übernommen. Die Resultate wurden im August im Rahmen einer Präsentation und einer Vernissage in der Wirtschaftskammer in Schaan präsentiert.
Erfolgsmodell weiter stärken
«Die duale Berufsbildung ist ein Steckenpferd der Wirtschaftskammer Liechtenstein und unser Land ist seit Jahrzehnten in dieses Erfolgsmodell eingebunden. Die Liechtensteiner Betriebe bilden die Lehrlinge in der Praxis aus, während sie die Berufsschule in der Schweiz besuchen», sagte Jürgen Nigg, der Geschäftsführer der Wirtschaftskammer, zur Eröffnung des gestrigen Anlasses. Gerne habe seine Organisation daher das Erasmus+-Projekt begleitet. Das Buch von Rémy Müller habe im Jahr 2015 eine Vision begründet, sagte Ivan Schurte, der neben der Projektleitung für die 100pro-Verbundausbildung in Liechtenstein zuständig ist. Die Partnersuche habe sich nicht ganz einfach gestaltet. Schliesslich sei das Projekt 2017 aber grenzübergreifend zustande gekommen und fünf weitere Experten hätten sich zusammen mit ihm und Rémy Müller selbst mit dessen Hypothesen beschäftigt, um das Erfolgsmodell der dualen Berufsbildung noch weiter zu stärken. Die Hypothesen befassen sich mit den drei Zeiträumen vor, während und nach der Lehre und die Experten geben konkrete Empfehlungen ab, wie das Ausbildungsverhältnis zum Erfolg für den Jugendlichen wie auch den Betrieb werden kann. Vieles klingt zunächst selbstverständlich. So betonte Rémy Müller, dass er es häufig mit Jugendlichen zu tun hat, denen nicht bewusst ist, wie wichtig Hygiene, ein fester Händedruck oder Augenkontakt bei der Begrüssung für die Lehrstellensuche und den späteren Erfolg im Berufsleben sind. Coaching könne diesbezüglich einiges bewirken. Gemäss Remo Kluser, dem Leiter der Berufsausbildung bei der Hilti AG, lässt sich aber bereits viel gewinnen, wenn das Elternhaus in schwierigen Fällen in die Ausbildung eingebunden wird. Constanze Hellmann aus Salzburg wiederum verwies darauf, wie zentral die Bedeutung des Einsatzes von Muttersprachlern für Asylsuchende, Flüchtlinge und Migranten im Allgemeinen ist und sie betonte ebenfalls, dass schon das Philosophieren oder Politisieren in der Familie viel zur Entwicklung der jungen Berufsleute beitragen kann.
Neue Blickwinkel eröffnet
«Das Projekt hat einen grossen Mehrwert geschaffen. Wir alle werden weiterhin von den geknüpften Kontakten profitieren. Wir haben zwar nichts Neues erfunden, aber ein Hilfsmittel zusammengestellt, das neue Blickwinkel auf die Berufsbildung eröffnet», sagte Ivan Schurte abschliessend. Vor der Präsentation der Resultate im Rahmen einer Vernissage bat er die Besucher darum, Empfehlungen für eine Weiterentwicklung des Projekts abzugeben. «Vielleicht initiieren Sie so das nächste Erasmus+-Projekt», sagte Schurte mit einem Lachen und verwies auf die Webseite www.gelingensfaktoren-berufsbildung.com, auf der das Wichtigste zusammengefasst ist und die regelmässig aktualisiert wird.
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