
Von den insgesamt 6'071 am Ende des Jahres 2020 laufenden Dossiers bezogen 4'294 bereits seit mehr als elf Monaten Sozialhilfeleistungen, was einem Anteil von 71 Prozent entspricht. Dieser Anteilswert hat sich gegenüber 2010 um 7 Prozentpunkte erhöht. Somit sind 2020 bereits mehr als zwei Drittel der Dossiers solche mit Langzeitbezug. Als Langzeitbezug gelten alle Dossiers, die bereits länger als 11 Monate regelmässig oder mit Unterbrechungen unterstützt werden, wobei zwischenzeitliche Bezugsunterbrechungen von bis zu 5 Monaten möglich sind. Jedes vierte 2020 laufende Dossier wird bereits seit 5 Jahren oder länger unterstützt. Der steigende Anteil an Langzeitbeziehenden hängt auch damit zusammen, dass die Neueintritte (und damit Dossiers mit einer erst kurzen Bezugsdauer) nach 2016 stetig abnehmen: 2016 waren 2'459 Neueintritte zu verzeichnen, 2020 gab es noch 2'070 Neueintritte, das sind knapp 15 Prozent weniger. Dass der Anteil Langzeitbeziehender 2020 auf dem Niveau des Jahres 2019 geblieben ist zeigt, dass es 2020 trotz der vielfältigen wirtschaftlichen Unsicherheiten in Zusammenhang mit der COVID-19 Pandemie keine grosse Zahl an Neueintritten (d.h. von Kurzzeitbeziehenden) gab.
Dossiers mit Langzeitbezug sind in der Regel betreuungsintensiver. Ihr Anteil an allen laufenden Fällen gibt deshalb Hinweise zur Belastungssituation der Sozialdienste. Ein steigender Anteil von Dossiers mit Langzeitbezug bedeutet darüber hinaus einen wachsenden Anteil von Personen mit verringerten Wiedereingliederungschancen in den Arbeitsmarkt. Daraus kann eine Sockelbelastung für die Sozialhilfe entstehen, welche unabhängig vom konjunkturellen Umfeld bestehen bleibt und darauf hinweist, dass die Sozialhilfe neben individuellen Notsituationen auch zunehmend strukturelle Problemlagen auffangen muss. Für die Sozialhilfe beziehenden Personen sind längerfristige Bezugsdauern häufig verbunden mit schwindenden Chancen auf dem Arbeitsmarkt und fallweise erhöht sich damit auch das Risiko sozialer Desintegration.
Der Anteil der Dossiers mit Langzeitbezug errechnet sich, indem die Anzahl der laufenden Dossiers mit einer Bezugsdauer von mehr als 11 Monaten dividiert wird durch die Anzahl sämtlicher laufender Dossiers. Ein Dossier kann eine (Alleinlebende oder in Kollektivhaushalten lebende Personen) oder mehrere Personen beinhalten (Paare/Familien).
Nächste Aktualisierung bis spätestens: 30.03.2023
Die Infografik sowie die Zahlen, die ihr zugrunde liegen,...
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