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Sie fragen sich, wie andere ihre berufliche Laufbahn gestaltet haben? Welche Weichen sie gestellt, auf was sie geachtet und was aus ihrem Kindheitstraum geworden ist? Hier ein spannendes Beispiel einer beruflichen Entwicklung.

Fabian Schocher (32 Jahre) ist technischer Leiter und Ressortleiter Bahnen 2 der Bergbahnen Flumserberg AG. Nach seiner Ausbildung als Polymechaniker hat er bei verschiedenen Bergbahnen gearbeitet, um 2020 die technische Leitung bei den Bergbahnen Flumserberg zu übernehmen. Fabian Schocher sorgt mit seinen 50 Mitarbeitenden dafür, dass alles einsatzbereit ist und die Bahnen einwandfrei funktionieren. In seiner Freizeit engagiert er sich in der Feuerwehr und ist Ortsverwaltungsrat der Ortsgemeinde Rüthi.

1.    Herr Schocher, was war Ihr Traumberuf als Kind?

Schon als Kind war ich fasziniert von der Technik und wollte Lokführer werden. In der Primarschule habe ich oft Seil- und Bergbahnen gezeichnet. Meine damalige Primarlehrerin hat mir bei einem Klassentreffen ein Bild mit einer Seilbahn mitgebracht, dass ich ihr als Bub geschenkt habe. Ich kann mich zwar nicht mehr erinnern, aber offensichtlich haben mich schon damals die Bergbahnen begeistert.

2.    Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie morgens an Ihren Arbeitsplatz kommen?

Am meisten freue ich mich während der Wintersaison, wenn ich am Morgen die Anlagen kontrolliere und die Sonne über den Bergen aufgehen sehe. Das ist das "Zückerli" in meinem Beruf.

Die erste Anlage wird um 6.45 Uhr vorbereitet. Das heisst, wir lassen das Seil leer drehen bis es schneefrei ist, wir prüfen es visuell, schauen, ob alles funktioniert, achten auf auffällige Geräusche und prüfen das Bremssystem. Danach werden Sessel und Gondeln aufs Seil gebracht. Erst wenn alles im grünen Bereich ist, kann die Anlage frei gegeben werden. Die Sicherheit muss jederzeit gewährleistet sein. Bei einer grossen Bahn benötigen wir dafür ca. 45 Minuten.

3.    Was machen Sie am wenigsten gerne in Ihrem Beruf?

Während der Wintersaison ist man permanent im Dienst, vor allem an den Wochenenden, aber auch Weihnachten und Neujahr wird immer gearbeitet. Auch während den Sommermonaten sind wir im Dauereinsatz. Bei Störungen können auch Einsätze in der Nacht nötig werden.

Wir sind unterwegs bei Wind, Kälte, Schneefall und Regen. Auch Windspitzen von 180 km/h gehören dazu. Dann bewegt man sich am Besten auf allen Vieren.

4.    Beschreiben Sie Ihre Tätigkeit in wenigen Sätzen.

Wir sind ein regelrechter Gemischtwarenladen. Bei uns arbeiten viele verschiedene Fachleute, von Mechanikern über Stromer bis hin zu Informatikern. Je nach Störung der Anlagen braucht es andere Fachleute. Ich bin dafür verantwortlich, dass die Anlagen einwandfrei laufen und die Sicherheit gewährleistet ist. Dies mache ich zusammen mit meinem Team von 50 Mitarbeitenden. Der Alltag ist extrem abwechslungsreich. Am Morgen weiss ich noch nicht, was der Tag bringt. Das verlangt viel Flexibilität.

5.    Welche Ihrer Eigenschaften hilft Ihnen in Ihrem jetzigen Beruf am meisten?

Sicher, ruhig bleiben und einen kühlen Kopf bewahren. Wenn alles Kopf steht, muss ich in Ruhe die Situation analysieren und Prioritäten setzen.

Wir haben sehr viele Richtlinien und Reglemente, die eingehalten werden müssen. Am Schluss achte ich aber immer auch auf mein Bauchgefühl, das mir zeigt, wo Vorsicht geboten ist.

6.    Was war Ihre wichtigste berufliche Weichenstellung in ihrer Laufbahn und was hat sie gebracht?

Ich habe nach meiner Lehre den Betrieb gewechselt. Dies hat meinen Horizont erweitert. Das kann ich übrigens allen Lernenden empfehlen: Das "behütete Nest" verlassen und Neues ausprobieren.

7.    Was raten Sie jemandem, der einen ähnlichen Beruf ausüben möchte?

Der beste Einstieg in die Seilbahnbranche ist, eine ganze Wintersaison bei einem Bergbahnbetrieb zu arbeiten. So sieht man, was neben dem Tagesgeschäft Skibetrieb sonst noch alles läuft. Die Saison-Stellen werden im Juli/August ausgeschrieben. Bewerben können sich für den Bahnbetrieb alle. Bei den Unterhaltsarbeiten ist eine technische Ausbildung sicher sinnvoll, aber nicht zwingend. Aktuell haben wir bspw. einen Maler, der nun bei uns auch im technischen Dienst arbeitet. Auch ältere Mitarbeitende sind willkommen. Ein Geschäftsführer, der sein Geschäft verkauft hat und sich einen Bubentraum erfüllen wollte, arbeitet ebenfalls bei uns.

Und dann gibt es noch die vierjährige Lehre als Seilbahnmechatroniker/in, die wir auch anbieten. Leider haben wir im Moment kaum Frauen bei uns im Team. Das finde ich persönlich sehr schade. Frauen können diesen Beruf genau so gut ausüben wie Männer.

So oder so muss man gerne draussen und schwindelfrei sein.

8.    Welches sind Ihre nächsten Ziele?

Ich spiele mit dem Gedanken, eine Ausbildung im Bereich Personalführung oder Betriebswirtschaft zu machen.

Herzlichen Dank für das Interview!

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