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Sie fragen sich, wie andere ihre berufliche Laufbahn gestaltet haben? Welche Weichen sie gestellt, auf was sie geachtet haben und was aus ihrem Kindheitstraum geworden ist?
Hier ein spannendes Beispiel einer beruflichen Entwicklung.

Foto von Person Nataliia Zon

Nataliia Zon (28 J.) studierte in der Ukraine Veterinärmedizin. Nach ihrem landwirtschaftlichen Praktikum in Deutschland und der Schweiz hat sie bei Micarna in der Produktion angefangen und die verkürzte Lehre zur Lebensmitteltechnologin gemacht. Dank ihrem Einsatz und ihrer Hartnäckigkeit konnte sie rasch Karriere machen und leitet heute eine Abteilung mit 80 Mitarbeitenden.

1.    Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Schon als Kind wollte ich Medizin studieren, denn meine Eltern haben beide eine medizinische Ausbildung. Ich wollte aber auch im Ausland ein Praktikum machen und arbeiten können. Dies ist mit einem Medizinstudium nicht so einfach möglich. Darum habe ich mich für die Tiermedizin entschieden, welche ausländische Praktika vorsieht. Die Veterinärmedizin besteht in der Ukraine aus einer Kombination aus Medizin und Lebensmittel-Fleisch-Milchwirtschaft sowie Qualitätssicherung und ist somit viel breiter als in der Schweiz.

2.    Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie morgens an Ihren Arbeitsplatz kommen?

Als Leiterin der Abteilung Reinraum/Abpackerei Kochschinken freue ich mich, wenn ich einen Schritt weiter in Richtung Optimierung gehen, verschiedene Projekte leiten und Mitarbeiter unterstützen kann.

3.    Was machen Sie am wenigsten gerne in Ihrem Beruf?

Schinken ist ein empfindliches Produkt und wir müssen auf Qualität, Aussehen und Geschmack achten. Darum arbeiten wir in der Produktion in zwei Schichten. Die erste Schicht beginnt um 5 Uhr und wird von der zweiten Schicht um 14.30 Uhr abgelöst. Um Mitternacht werden die Maschinen abgestellt und gereinigt. Um 3 Uhr früh setzen die Produktionsleiter die Maschinen wieder zusammen und planen die Produktion. So können die Mitarbeiter um 5 Uhr mit ihrer Arbeit starten. Es ist mir ein grosses Anliegen, meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst gut zu unterstützen. Damit ich alle sehe, muss ich zu verschiedenen Zeiten arbeiten, was ich anstrengend finde.

4.    Beschreiben Sie Ihre Tätigkeit in einem Satz.

Ich bin verantwortlich für Qualität, Produktivität und Sicherheit in meiner Abteilung. Unser Ziel ist es, ein qualitativ hochwertiges Produkt rechtzeitig ausliefern zu können. Diese Verantwortung ist eine Herausforderung für mich und macht mir viel Spass.

5.    Welche Ihrer Eigenschaften hilft Ihnen in Ihrem jetzigen Beruf am meisten?

Wenn ich Schwierigkeiten sehe, macht mir das keine Angst. Es fordert mich heraus, bei Problemen die bestmögliche Lösung zu finden.

6.    Was war Ihre wichtigste berufliche Weichenstellung in Ihrer Laufbahn und was hat sie Ihnen gebracht?

Die Entscheidung, Veterinärmedizin zu studieren, hat es mir ermöglicht, im Ausland zu arbeiten. Diesen Entscheid habe ich nie bereut. Als Mitarbeiterin bei der Micarna war ich immer motiviert, habe gewusst, dass ich etwas bewirken kann. Ich habe Verbesserungs- und Optimierungsmöglichkeiten gesehen und es war mir wichtig, meinen Mitarbeitenden helfen und sie unterstützen zu können. Das hat mich weitergebracht.

7.    Was raten Sie jemandem, der einen ähnlichen Beruf ausüben möchte?

Lebensmittel-Technologin ist ein vielseitiger Beruf, den man in verschiedenen Branchen ausüben kann. Man kann in der Herstellung von Fleischprodukten, aber auch anderen Lebensmitteln wie Getränken, Schokolade, Backwaren, Bier, Wein etc. tätig sein. Die Nachfrage nach Mitarbeitenden ist gross. Voraussetzung ist die Bereitschaft, zu unterschiedlichen Zeiten zu arbeiten.

8.    Welches sind Ihre nächsten Ziele?

Ich möchte gerne eine Weiterbildung machen. Da ich nicht sicher war, welche für mich am besten geeignet ist, habe ich die Studienberatung in St. Gallen besucht. Im Gespräch hat sich herausgestellt, dass mich eine Weiterbildung auf mehreren Ebenen weiterbringen soll. Ich möchte mich in Inhalten wie Wertschöpfungskette, Betriebswirtschaft und Marketing, aber auch in der Personalführung weiterentwickeln. Die Verantwortung für meine Mitarbeitenden ist eine grosse und wichtige Aufgabe. Darum habe ich mich für den MAS Excellence in Food der Berner Fachhochschule entschieden.

Ich könnte mir vorstellen, später als Prozessleiterin mehrere Abteilungen zu führen und vielleicht auch irgendwann Mitglied der Geschäftsleitung zu sein. Auf jeden Fall werde ich bei der Migros Industrie bleiben, denn ich schätze die Führung, die soziale Unterstützung und die ökologische Ausrichtung.

Gibt es sonst noch etwas, das Sie gerne sagen würden?

Migrantinnen und Migranten rate ich, mutig zu sein, Fragen zu stellen und nicht an sich zu zweifeln. Möglichst rasch gut Deutsch zu lernen, ist sehr wichtig. Ohne Deutsch ist keine Ausbildung möglich. Man muss auch bereit sein, Arbeiten zu machen, die schmutzig oder unangenehm sind. Aber man kann sich Schritt für Schritt weiterentwickeln und versteht dann auch den Prozess von Beginn an. Das ist sehr hilfreich.

Besten Dank Nataliia Zon für das interessante Interview.

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