Sie fragen sich, wie andere ihre berufliche Laufbahn gestaltet haben? Welche Weichen sie gestellt, worauf sie geachtet haben und was aus ihrem Kindheitstraum geworden ist? Hier ein spannendes Beispiel einer beruflichen Entwicklung.
Ben Fisch hat nach der Matur Sozialpädagogik studiert und mehrere Jahre in Sonderschulheimen und der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet. Heute lebt er als digitaler Nomade auf der ganzen Welt und kann sich seinen Leidenschaften Medienpädagogik, Reisen und Tauchen widmen. Jeden Sommer kehrt er für einige Zeit in die Schweiz zurück und leitet ein Ferienlager für Kinder mit ADHS. Aktuell lebt er auf Bali.
1. Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Als Kind hat mich Medizin sehr interessiert. Mein Vater war Psychiater. Ein Medizinstudium ist jedoch sehr zeitintensiv und ich hätte keine Zeit mehr für meine Hobbys gehabt. Da mich Sozialpädagogik schon immer interessiert hat, habe ich mich dann für dieses Studium entschieden.
2. Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie morgens an Ihren Arbeitsplatz kommen?
Das Tolle an meiner Arbeit ist, dass ich sie flexibel gestalten kann. Ich arbeite meistens in einem Coworking-Space mit anderen Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen zusammen. Dieser Austausch ist sehr bereichernd. Oder ich arbeite im Studio, um Videoaufnahmen zu machen. Da ich teilweise auch am Wochenende arbeite, kann ich dafür auch mal unter der Woche frei nehmen und einen Tauchgang machen.
3. Was machen Sie am wenigsten gerne in Ihrem Beruf?
Aktuell entwickle ich gerade einen Elternkurs zur Medienerziehung und produziere dafür Videos zu diesem Thema. Viel Zeit verbringe ich mit Filme schneiden und Einblendungen machen. Das ist extrem aufwendig und ich bin fast täglich damit beschäftigt, habe aber nicht immer Lust dazu. Und trotzdem muss es gemacht werden.
4. Beschreiben Sie Ihre Tätigkeit in einem Satz.
Ich unterstütze Eltern im Bereich Medienerziehung und Institutionen beim Erstellen von Konzepten zur Medienpädagogik und kreiere verschiedene Angebote dazu.
5. Welche Ihrer Eigenschaften hilft Ihnen in Ihrem jetzigen Beruf am meisten?
Sicher meine Leichtigkeit. Der Aufbau eines Unternehmens ist ein langer Prozess und kann zeitweise belastend sein. Da hilft mir sicher mein Humor, meine Gelassenheit und die Fähigkeit, auch aus Rückschlägen etwas zu lernen und sie positiv zu werten.
6. Was war Ihre wichtigste berufliche Weichenstellung in Ihrer Laufbahn und was hat sie gebracht?
Während der Vorbereitung meiner Weltreise habe ich das erste Mal von digitalen Nomaden gehört und war fasziniert. Ich war unsicher, ob sich Sozialpädagogik dafür eignet. Als ich mich aber immer mehr damit auseinandergesetzt und mich vernetzt habe, konnte ich feststellen, dass sich auch online Konzepte und Inhalte herstellen lassen. Dank der Digitalisierung kann ich mich jederzeit mit anderen Menschen vernetzen. Corona hat hier sicher auch Vorschub geleistet, weil Mediensucht zu einem grossen Thema und Online-Beratungsangebote alltäglich wurden.
7. Was raten Sie jemandem, der einen ähnlichen Beruf ausüben bzw. einen ähnlichen Lebensstil verwirklichen möchte?
Jeder Beruf eignet sich für digitale Nomaden. Sicher gibt es solche, die besser geeignet sind. So leben hier in Bali viele Nomaden, die im Bereich Informatik oder Kreation arbeiten. Aber auch andere Berufe sind möglich. Wichtig ist, dass man sich vernetzt. Man kann extrem viel von den Erfahrungen anderer digitalen Nomaden lernen.
8. Welches sind Ihre nächsten Ziele?
Ich möchte gerne geschäftlich so weit kommen, dass ich gewisse finanzielle Freiheiten habe und mit einem kleinen Team arbeiten kann. Das würde mir erlauben, meine Projekte weiterzuentwickeln, Neues zu entwickeln und umzusetzen.
Gibt es sonst noch etwas, das Sie gerne sagen würden?
Viele denken, um als digitaler Nomade unterwegs zu sein, müsse man einen grossen Schritt machen: Das Auto verkaufen, die Wohnung kündigen. Der grösste Schritt aber ist, sich darauf einzulassen. Es gibt viele digitale Nomaden, die ihr Wissen und ihren Erfahrungsschatz gerne weitergeben. Wenn man sich mit ihnen vernetzt, merkt man plötzlich, dass es gar nicht so schwer ist.
Besten Dank, Ben Fisch, für das spannende Interview.