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Publiziert am 13.08.2025 11:02 im Bereich Bildung & Sport

Man könnte meinen, Schulanfänge seien irgendwann Routine. Immerhin kehren sie mit der Verlässlichkeit des Stundenplans zurück. Und doch: Wenn im ganzen Kanton wieder die Schulglocken läuten, liegt da etwas in der Luft – eine Mischung aus Vorfreude, Überwältigtsein und neuen Möglichkeiten.

Vor einem Jahr habe ich im Schulblatt (2024, Nr. 4) genau darüber geschrieben – über dieses flirrende Gefühl zu Beginn eines Schuljahres. Das war kurz nachdem ich mein Amt als Regierungsrätin angetreten hatte. Ich war gespannt, neugierig und erwartungsvoll, was diese neue Aufgabe und die Zusammenarbeit mit Ihnen bringen würde. Der Einstieg war steil: Ich habe mir viel Wissen in kurzer Zeit angeeignet, unzählige Akteurinnen und Akteure aller Schulstufen kennengelernt, gemeinsam nach Lösungen gesucht. Natürlich war und ist nicht alles ein Spaziergang. Die Herausforderungen bleiben – sie heissen Integration, Digitalisierung, Chancengerechtigkeit, Fachkräftemangel. Trotzdem – oder gerade deshalb – braucht es den Mut, Dinge anders zu denken. In Projekten, die nicht auf sofortige Effizienz schielen, sondern auf langfristige Wirkung, über die ganze Schullaufbahn gesehen.

Was mich in den letzten Monaten am meisten beeindruckt hat? Die Menschen. Sie, liebe Lehrpersonen, die nicht auf Autopilot schalten, auch wenn Sie vielleicht manchmal Grund dazu hätten. Die Schulleitungen, die Haltung zeigen, auch wenn der Wind rau weht. Und die Schülerinnen und Schüler, die sich jeden Tag neu der Welt stellen – mit offenen Augen, mit Trotz, mit Hoffnung. Sie alle machen deutlich: Anfang heisst nicht nur neu, Anfang heisst auch mutig.

Wenn ich zurückblicke auf das vergangene Jahr, erkenne ich ein Muster: Die besten Entwicklungen begannen dort, wo Unsicherheit nicht als Gefahr, sondern als Einladung verstanden wurde. Dort, wo man sich nicht fragte: «Was könnte schiefgehen?», sondern: «Was könnten wir gewinnen?»

In diesem Sinn: Nehmen wir den Anfang ernst – nicht als Ausnahmezustand, sondern als Chance zur Veränderung. Für ein Bildungssystem, das nicht stehen bleibt, sondern sich bewegt. Und für Kinder und Jugendliche, die nicht nur Wissen mitnehmen sollen, sondern auch die Erfahrung, dass Lernen ein lebenslanger Aufbruch ist.

Ich wünsche Ihnen allen einen gelungenen Start und viel Energie für das neue Schuljahr.

Bettina Surber, Regierungsrätin
Vorsteherin des Bildungsdepartementes