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Publiziert am 07.05.2025 09:00 im Bereich Allgemein
Kraftwerk Mühlau in Bazenheid

Die ergiebigsten Wasserkraftressourcen im Kanton St.Gallen werden bereits genutzt. Das zusätzliche Wasserkraftpotenzial liegt zwischen 30 bis 40 GWh pro Jahr. Dies entspricht dem Strombedarf von maximal 9'000 Haushalten. Für ein Flusskraftwerk am Alpenrhein bei Sargans lässt die Regierung eine Machbarkeitsstudie erstellen.

Die jährliche Stromproduktion durch Wasserkraft im Kanton St.Gallen beträgt heute durchschnittlich etwas über 600 GWh. Die Regierung des Kantons St.Gallen hat nun in Erfüllung des Postulats 43.22.04 «Erhöhung der Stromproduktion durch effizientere Wasserkraftanlagen im Kanton St.Gallen» ihren Bericht neues Fenster vorgelegt. Das zusätzliche Wasserkraftpotenzial beträgt rund 30 bis 40 GWh pro Jahr. Darin sind die Potenziale eines Rheinkraftwerks und von möglichen Pumpspeicherkraftwerken nicht enthalten.

Der Bericht zeigt anhand einer Datenanalyse der St.Galler Fliessgewässer, wie und wo zusätzliches Wasserkraftpotenzial besteht. Vertreterinnen und Vertreter des Bundesamtes für Energie, der Umweltverbände, der Kleinkraftwerke und der Energieversorger konnten ihre Positionen in drei Echoräumen einbringen.

Vier Handlungsmöglichkeiten hat die Regierung näher untersuchen lassen:

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Neue Anlagen an noch nicht genutzten Gewässern

Von den 143 untersuchten Gewässern mit einem mittleren Abfluss von mehr als 100 Litern pro Sekunde eignen sich grundsätzlich 57 für eine mögliche Wasserkraftnutzung, da sie weder von Ausschlusskriterien betroffen sind noch bereits genutzt werden. Das realistische Potenzial an diesen Bächen wird auf rund 20 GWh pro Jahr veranschlagt. Viele der Gewässer weisen gleichzeitig eine Schutzpriorität auf. Da heisst, dass eine Nutzung hier mit sehr hohen Auflagen zu rechnen hat.

Optimierung/Ausbau bestehender Anlagen

Durch die Modernisierung bestehender Anlagen besteht ein zusätzliches Potenzial von rund 12 GWh pro Jahr.

Trinkwasserkraftwerke

An die 50 Trinkwasserkraftwerke erzeugen bereits heute circa 9,5 GWh Strom je Jahr. Das zusätzliche Potenzial wird auf 2 GWh geschätzt.

Projektideen für Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke

Vier Projektideen mit mittlerem bis hohem Potenzial werden aufgrund bautechnischer, wirtschaftlicher und ökologischer Hürden von Stromproduzenten derzeit nicht weiterverfolgt und somit ist das Potenzial der Produktionsmenge nicht genau quantifiziert.

Aus diesen Handlungsmöglichkeiten ergibt sich ein zusätzlich erschliessbares Potenzial von 30 bis 40 GWh pro Jahr. Das entspricht dem Strombedarf von rund 6'500 bis 9'000 Haushalten. Angesichts von knapp 240'000 St.Galler Haushalten schätzt die Regierung das zusätzliche Wasserkraftpotenzial als gering ein. Auch im Vergleich mit den natürlichen jährlichen Schwankungen der Stromproduktion aus Wasserkraft sind diese maximal 40 GWh pro Jahr ein geringer Wert. So betrug in der Periode 2013 bis 2022 der maximale Unterschied in der Jahresproduktion 165 GWh.

Aus diesem Grund schlägt die Regierung im Bericht keine weiteren Fördermöglichkeiten vor. Sie sieht ein grösseres Potenzial bei den anderen alternativen Energieformen Wind (300 GWh pro Jahr) und Photovoltaik (1200 GWh pro Jahr). Für die Wasserkraft soll sich die Förderung auf die Beratungs- und Vermittlungsaufgaben der kantonalen Fachstellen konzentrieren. Im Vordergrund steht die Optimierung bestehender Anlagen.

Machbarkeitsstudie für ein Flusskraftwerk

Das Wasserkraftpotenzial des Alpenrheins wurde im Projekt nicht ermittelt. Dies, weil die Dämme am Rhein zwischen Bad Ragaz und Sennwald auf der Wasserseite als Trockenwiesen und Weiden von nationaler Bedeutung ausgeschieden sind. Die aktuellen gesetzlichen Vorgaben verunmöglichen dort den Bau eines Wasserkraftwerkes oder erschweren ihn zumindest stark.

Die Regierung misst einem Flusskraftwerk-Projekt am Alpenrhein im Bereich Ellhorn dennoch Potenzial zu. Dies vor allem dann, wenn eine Wasserkraftanlage mit umfassenden ökologischen Aufwertungen kombiniert werden könnte. Sie hat daher eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die eine ganzheitliche Neubeurteilung eines Flusskraftwerks am Alpenrhein prüft. Mit dem Auftrag trägt sie mehreren Vorstössen im Kantonsrat Rechnung.