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Publiziert am 14.05.2021 08:07 im Bereich Allgemein
Martin Vinzens steht links von Fredy Fässler und Barbara Looser Kägi. Sie stehen vor der Strafanstalt.

Regierungsrat Fredy Fässler, Vorsteher des Sicherheits- und Justizdepartementes, hat den langjährigen Direktor der Strafanstalt Saxerriet, Martin Vinzens, in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Während 23 Jahren hat der ausgebildete Theologe den Strafvollzug im Saxerriet geprägt und mit neuen Vollzugskonzepten weiterentwickelt. Nun übernimmt die bisherige Leiterin des Amtes für Justizvollzug, Barbara Looser Kägi, die Nachfolge der Direktion.

«Die Möglichkeit der Besserung ist ein Menschenrecht.» Mit dieser Aussage liess sich Martin Vinzens vor seinem Amtsantritt als Direktor der Strafanstalt Saxerriet am 1. September 1998 in der Presse zitieren. Dem Motto ist er während seiner gesamten 23-jährigen Zeit als Direktor treu geblieben.

Es geht um Menschen

Als ausgebildeter Theologe und nach mehrjähriger Seelsorgetätigkeit war für Martin Vinzens der Wechsel in den Strafvollzug – zuerst in den Sozialdienst der Strafanstalt Saxerriet, nach einem Jahr, 1998, bereits als neuer Direktor – nur vordergründig überraschend. Die Querbezüge zwischen Theologie und Strafvollzug sind unverkennbar und bei Martin Vinzens geradezu prägend: Es geht um Menschen. So hat Martin Vinzens neue und bahnbrechende Vollzugskonzepte – etwa das Spezialprogramm für leistungsschwächere Insassen, opfer-orientierte Resozialisierungsprogramme oder die tiergestützte Therapie – entwickelt. In den Jahren 2000 bis 2003 hat er den Neubau der gesamten Vollzugstrakte eng begleitet. Und mit der Übergangsabteilung hat er ein völlig neues Angebot an der Schnittstelle zwischen geschlossenem und offenem Vollzug geschaffen.

Daneben hat Martin Vinzens noch die Zeit gefunden, an der Ausbildung der Vollzugsfachleute mitzuwirken und sein Wissen in die zeitintensive Tätigkeit der Fachkommission des Ostschweizer Strafvollzugskonkordats zur Beurteilung gemeingefährlicher Straftäter einzubringen. Für seine Mitarbeitenden und für seine Vorgesetzten war er stets ein vertrauensvoller, offener und verlässlicher Gesprächspartner. Sein Verständnis des heutigen Strafvollzugs im Saxerriet, das als offene Anstalt die Insassen auf die Rückkehr in die Gesellschaft vorbereitet, hat Martin Vinzens kurz vor seiner Pensionierung in der Personalzeitschrift des Kantons so definiert: «Unsere Insassen haben eine Perspektive. An dieser Perspektive arbeiten wir. (…). Das Ziel ist Resozialisierung. Das ist nichts anderes als eine zweite Chance haben.»

Barbara Looser Kägi: Zurück an die frühere Wirkungsstätte

In den Jahren 2017 und 2018 war Barbara Looser Kägi Vollzugsleiterin und stellvertretende Direktorin der Strafanstalt Saxerriet, nachdem sie zuvor 13 Jahre lang bei der Staatsanwaltschaft des Kantons St.Gallen tätig gewesen war. Die Regierung wählte sie auf August 2018 als Leiterin des Amtes für Justizvollzug im Sicherheits- und Justizdepartement. Mit der Pensionierung von Martin Vinzens ergreift sie die Gelegenheit, wieder näher zur direkten Arbeit mit Menschen zurückzukehren.

In ihrer zweieinhalbjährigen Tätigkeit als Amtsleiterin hatte die ausgebildete Juristin verschiedene Bauprojekte – in der Strafanstalt Saxerriet, im Massnahmenzentrum Bitzi und im Regionalgefängnis Altstätten – begleitet. Im Sommer 2020 konnte sie das von der Bewährungshilfe erarbeitete und von ihr mitgestaltete delikt-orientierte «St.Galler Lernprogramm für gewaltausübende Personen» der Öffentlichkeit vorstellen. Nun aber zieht es sie zurück an die Frontarbeit, wo sie mit den Insassen, aber auch mit ihren Mitarbeitenden in der Strafanstalt Saxerriet einen engeren Austausch pflegen kann.