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Publiziert am 22.04.2021 09:30 im Bereich Allgemein
Ausschnitt Flyer der Ausstellung Jenseits

Der Kulturraum S4 hat diesen Frühsommer im Stellwerk Heerbrugg Gastrecht. Drei Künstlerinnen und ein Künstler sind an diesen Ort des Weichenstellens eingeladen, ortspezifische Arbeiten zu präsentieren. Die Situation öffnet den Blick auf Fragen von Grenzziehungen. Im Mittelpunkt aber steht die Kunst.

Das Rheintal ist ein Parallelslalom. Jenseits ist diesseits. Nur die Blickrichtung ist eine andere. Gleichermassen verbunden und getrennt sind die beiden Seiten durch den Fluss. Auch Geschichte und Sprache, Identität und Befremden sind von dieser Situation gezeichnet. Als passender Ort drängt sich das Stellwerk Heerbrugg trotz der kleinen Räume geradezu auf, mit weitem Blick auf die Geleise und mit Kunst über solchen Perspektivenwechsel sowie die Bedeutung von Grenzziehungen nachzudenken.

Draussen Sturm, drinnen Geborgenheit

Mit der mehrteiligen Arbeit «it's not science fiction» untersuchte Claude Bühler (*1991) zwischen 2017 und 2020 das Netzwerk und die Rolle der Rüstungsindustrie vor unseren Haustüren und hat damit als Fotografin und Aktivistin viel Beachtung gefunden. Aktuell wendet sie den Blick in die Gegenrichtung, hin zum anderen, privaten Pol, und dokumentiert mit der Installation «we are together in this» den Versuch, in einem selbstkonstruierten Daheim als Ort der Sehnsucht und Utopie im Corona-Jahr 2020 in einem abgelegenen Bauernhof zusammenzuleben.

Die ganz alltägliche und nicht kontrollierbare Bilderflut steht im Fokus des Schaffens von Tamara Janes (*1980). Sie interessiert sich für das, was die technisch immer perfekteren Bilder mit unserer Wahrnehmung anrichten und wie wir lernen damit umzugehen, einen Schutzwall zu bauen ohne uns abzuschotten. Von einem Werkaufenthalt in New York hat sie Scans von analogen und thematisch geordneten Bildern aus der «Public Library Picture Collection» mitgebracht und rund 90 davon mit Instagram-Stories ebenso intuitiv wie wirkungsvoll gegenwärtig überlagert.

Auf Rohleinen und im Rheinvorland

Bei Priska Rita Oeler (*1961) stehen Raum und Malerei im Zentrum. Ihr Umgang mit Farbflächen gibt architektonischen und atmosphärischen Details ungeahntes Gewicht. Sie arbeitet reduziert und intensiv. Die Eigenschaften von Leinen im Rohzustand nutzt sie, um unterschiedliche Bereiche wie Licht und Schatten, Fläche und Wölbung, Kante und Fransen aufeinander treffen zu lassen. Miro Schawalder (*1983) hat gemeinsam mit Florian Wegelin und Elias Gross den Hörspaziergang «Grenzschleusen im Rheinvorland» entwickelt, der seit 2020 auf der anderen Seite der Landesgrenze zu erleben ist. Im Stellwerk geben sie Einblick in den Entstehungsprozess. Spuren bekommen Stimmen. Es geht um NS-Zwangsarbeit, Hochwasserschutz und Flucht und führt von der Rheingrenze in den Steinbruch bis in die Ukraine. 

Kulturraum S4 als Kulturförderung für die Öffentlichkeit

Die Ausstellung «jenseits» ist eine weitere Station der losen Reihe Kulturraum S4. Diese möchte kulturell und historisch bedeutsamen Orten und Situationen rund um den Säntis – entlang der Rundlinie S4 der Südostbahn SOB – im Dialog mit zeitgenössischem Kunstschaffen verstärkt Aufmerksamkeit und neuartige Sichtbarkeit geben. Der Kanton St.Gallen fördert das Kunst- und Kulturschaffen im Kanton und kantonsübergreifend in seiner ganzen Vielfalt, und er pflegt das kulturelle Erbe – bewegliches wie unbewegliches. Präsentationen in Form von Ausstellungen und Veranstaltungen ermöglichen, Kultur und Kunst sicht- und erlebbar zu machen. Und uns dadurch weiter- und im besten Sinne jenseitszubringen.

Begleitprogramm und Ausstellungsort

Das Begleitprogramm vertieft die «jenseits»-Dimensionen mit Anlässen mehrheitlich unter freiem Himmel, unter anderem mit der Carte Blanche-Reihe «Impro-Zug 1 – 4» von Sandro Heule, «Auf nach Alang!», dem neuen Stück der schweizerisch-österreichischen Theatergruppe Café Fuerte, oder Ausflügen nach Hohenems und ins Rheinvorland.

Ort: Stellwerk Heerbrugg, Aechelistrasse 782, 9435 Heerbrugg

Öffnungszeiten: 7. Mai – 4. Juli 2021

Donnerstag und Freitag: 16 bis 20

Samstag und Sonntag: 12 bis 16

und nach Vereinbarung

Weitere Informationen und Veranstaltungsprogramm sind auf dem Faltblatt zur Ausstellung und unter sg.ch/kultur, zum Verein Stellwerk unter https://www.galerie-stellwerk.ch/ zu finden