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Publiziert am 08.03.2021 08:32 im Bereich Allgemein
Symbolbild Bericht Papier in Mappen

Die Fachstelle für Statistik hat in der Reihe «Statistik aktuell» den aktuellen Analysebericht zu den bedarfsabhängigen Sozialleistungen publiziert. Er präsentiert Basiskennzahlen aus dem Jahr 2019 zu Sozialhilfe, Alimentenbevorschussung, Elternschaftsbeiträgen und ausserordentlichen Ergänzungsleistungen sowie Kennzahlen zur Sozialhilfe im Asyl- und Flüchtlingsbereich. Ein Spezialteil beleuchtet die Ausbildungssituation der Sozialhilfebeziehenden.

Im Jahr 2019 haben im Kanton St.Gallen insgesamt 10'635 Personen finanzielle Leistungen der Sozialhilfe bezogen, das sind 306 Personen weniger als im Vorjahr und entspricht einer Abnahme um 2,8 Prozent. Die Zahl der Unterstützten ist gesunken, weil weniger Neueintritte zu verzeichnen waren. Die Austritte aus der Sozialhilfe sind 2019 auf gleichem Niveau geblieben wie 2018. Die Sozialhilfequote im Kanton St.Gallen ist 2019 das erste Mal seit 2008 gesunken und liegt neu bei 2,1 Prozent. Dies aufgrund der guten allgemeinen wirtschaftlichen Lage 2019 und einer sehr tiefen Arbeitslosenquote. Mögliche Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind in diesen Zahlen allerdings noch nicht sichtbar und werden sich frühestens ab der Statistik 2020 zeigen.

Sinkende Zahlen bei jungen Erwachsenen, Zunahme bei den Älteren

Die Zahl der unterstützten 18- bis 25-Jährigen ist seit Beginn der Statistik im Jahr 2005 um fast ein Drittel gesunken und damit hat sich die Situation bei den jungen Erwachsenen unter allen Altersgruppen am deutlichsten verbessert. Die Anzahl unterstützter Personen von 56 bis 64 Jahren steigt hingegen kontinuierlich und hat sich zwischen 2005 und 2019 mehr als verdoppelt. Durch diese Zunahme trägt die Bevölkerung zwischen 50 und 64 Jahren mittlerweile ein gleich hohes Sozialhilferisiko wie die Gesamtbevölkerung. Die Personengruppe im Pensionsalter ist die einzige, die 2019 nicht vom allgemeinen Rückgang der Fallzahlen betroffen war, sondern leicht zugenommen hat. Dies allerdings auf einem tiefen Niveau (158 Personen im Jahr 2019).

2,7 Prozent aller privaten Haushalte bezogen finanzielle Sozialhilfe der Gemeinde

Insgesamt 6'051 Privathaushalte beanspruchten 2019 mindestens einmal Leistungen der finanziellen Sozialhilfe der Gemeinde, was 2,7 Prozent aller privaten Haushalte des Kantons entspricht. Je nach Haushaltstyp bestehen deutliche Unterschiede. Eineltern-Haushalte tragen mit 17,1 Prozent ein sechsfach höheres Sozialhilferisiko.

Fehlende berufliche Ausbildung als Risikofaktor

2019 hatte im Kanton St.Gallen jede zweite Sozialhilfe beziehende Person zwischen 25 und 64 Jahren als höchsten Bildungsabschluss die obligatorische Schule (51,9 Prozent). Der Anteil von Personen ohne weiterführende Ausbildung ist in der Sozialhilfe mehr als dreimal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung (15,3 Prozent). Eine fehlende Berufsbildung erhöht das Risiko, ganz oder ergänzend auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, somit deutlich. Je nach Staatsangehörigkeit und Geschlecht der Sozialhilfebeziehenden unterscheidet sich der Anteil ohne berufliche Ausbildung: Bei den Schweizer Männern ist er am niedrigsten (32 Prozent), bei den ausländischen Frauen am höchsten (75 Prozent). Dasselbe Muster findet sich auch in der Gesamtbevölkerung, allerdings in beiden Fällen auf deutlich tieferem Niveau (7 Prozent für die Schweizer Männer, 36 Prozent für die ausländischen Frauen).

Je niedriger der Ausbildungsstand, desto länger dauert der Sozialhilfebezug

Eine nicht vorhandene nachobligatorische Ausbildung geht auch mit einem längeren Sozialhilfebezug einher. Hatte die Antragstellerin oder der Antragsteller keine nachobligatorische Ausbildung, dauerte der Bezug bis zum Abschluss des Dossiers im Mittel 16 Monate und damit länger, als wenn die Antrag stellende Person über eine Ausbildung auf Sekundarstufe II verfügte (14 Monate). War eine tertiäre Ausbildung vorhanden, dauerte der Bezug im Mittel 10 Monate und lag damit im Bereich des Kurzzeitbezugs. Die längeren Bezugsdauern der Personen ohne berufliche Ausbildung hängen auch damit zusammen, dass sie geringere Chancen haben, sich durch eine vollständige Integration in den Arbeitsmarkt wieder von der Sozialhilfe zu lösen. Eine verbesserte Erwerbssituation war 2019 jedoch der häufigste Grund für die Beendigung des Sozialhilfebezugs, wenn man alle abgeschlossenen Dossiers betrachtet.

Der statistische Analysebericht zur Sozialhilfe steht kostenlos zum Download zur Verfügung unter statistik.sg.ch.