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Publiziert am 01.07.2020 08:01 im Bereich Allgemein
Symbolbild Jugendliche liegen auf einer Wiese

Das Amt für Berufsbildung des Kantons St.Gallen hat in Zusammenarbeit mit den Schulen und der Fachstelle für Statistik die aktuelle Schulabgängerbefragung durchgeführt. Diese zeigt, dass 94,1 Prozent der im Juli aus der Volksschule austretenden Schülerinnen und Schüler Anfang Juni eine Anschlusslösung gefunden haben.

Alljährlich führt das Amt für Berufsbildung des Kantons St.Gallen eine flächendeckende Schulabgängerbefragung durch. Da im Juni jeweils noch relativ viele Lehrstellen besetzt werden, wurde entschieden, die jährliche Umfrage von Ende Mai auf Anfang Juni zu verschieben. Am Stichtag 5. Juni 2020 wurden insgesamt 4'849 Jugendliche aus den Sekundar-, Real- und Kleinklassen sowie den Brückenangeboten erfasst. Das sind 63 mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zum Jahr 2010 ist die Zahl demografiebedingt um 1‘118 Jugendliche oder rund 18,7 Prozent gesunken. Bei der Umfrage konnte ein nahezu vollständiger Rücklauf verzeichnet werden. Die Auswertung zeigt sich in der Übersicht (Abbildung 1).

Am Stichtag hatten 4‘562 Jugendliche oder 94,1 Prozent eine Anschlusslösung gefunden (Vorjahr 4‘518 Personen, 94,4 Prozent). Die diesjährige Schulabgängerbefragung zeigt, dass vier Fünftel der Jugendlichen der 3. Oberstufe und der aktuellen Brückenangebote eine Lehrstelle oder eine schulische Anschlusslösung gefunden haben. Weitere 11 Prozent besuchen ein staatliches Brückenangebot oder haben eine private Lösung. Noch auf der Suche sind gut 5 Prozent, während 6 Prozent noch keine Lösung angegeben haben. Die Konkurrenz, in der die Lehrbetriebe bei der Rekrutierung ihres Nachwuchses stehen, bleibt weiterhin bestehen.

Mehr Übertritte in weiterführende Schulen

Die Zahl der Jugendlichen, die in eine weiterführende Schule übertreten, ist gegenüber dem letztjährigen Wert um 75 Personen oder 1,4 Prozentpunkte auf 10,3 Prozent gestiegen. Leicht gesunken (-42 Personen bzw. -1,8 Prozentpunkte) ist der Anteil an Jugendlichen, die eine Berufsausbildung beginnen. Der Anteil beträgt aktuell 71,0 Prozent. Demografiebedingt sind es mit 3‘441 Jugendlichen insgesamt 678 weniger als im Jahr 2010, die eine Lehre oder eine Attestausbildung antreten werden.

538 Jugendliche (Vorjahr 564) werden in eine Zwischenlösung (staatliches Brückenangebot, private Lösung wie Fremdsprachenaufenthalt, Privatschule oder Praktikum) übertreten. Das sind 26 Personen weniger als im Vorjahr. Der Anteil der Jugendlichen mit Zwischenlösung ist mit 11,1 Prozent (Vorjahr 11,8 Prozent) aber weiterhin moderat. Der Anteil an Jugendlichen, die direkt in den Erwerbsprozess einsteigen oder ins Ausland ausreisen, liegt bei 1,7 Prozent – 0,7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Der Anteil der Jugendlichen ohne Anschlusslösung ist weiterhin tief und liegt um die 6-Prozentmarke. 287 Jugendliche, oder 5,9 Prozent, waren am Stichtag der Erhebung noch ohne Anschlusslösung (Vorjahr 268 Jugendliche, 5,6 Prozent). Zum gleichen Zeitpunkt waren im kantonalen Lehrstellennachweis LENA 1'588 (Vorjahr 1'674) offene Ausbildungsplätze in etwa 150 Berufen ausgewiesen.

Auswertung nach Schulstufe, Nationalität und Geschlecht

Die Auswertung auf Basis des zuletzt absolvierten Typs der Volksschule (Sekundar- oder Realschule) bestätigt, dass nicht nur die schulisch am leistungsfähigsten, sondern auch die schulisch schwächeren Jugendlichen realistische Chancen auf eine Anschlusslösung haben. Am Stichtag hatten von den Absolvierenden der Sekundarschule 98,4 Prozent (Vorjahr 98,6 Prozent) und von der Realschule 92,8 Prozent (Vorjahr 94,6 Prozent) eine Anschlusslösung. Bei den Absolvierenden von Kleinklassen liegt die Erfolgsquote mit 82,6 Prozent leicht unter dem Vorjahr von 85,2 Prozent, entspricht aber immer noch in etwa dem Mehrjahresvergleich. Die Absolvierenden der Brückenangebote verzeichnen eine leichte Zunahme mit 84,1 Prozent (Vorjahr 82,5 Prozent) (Abbildung 2).

Bei der Lehrstellensuche spielt offensichtlich die Nationalität nach wie vor eine Rolle. 1‘278 Personen oder 26,4 Prozent (Vorjahr 1‘303 Personen bzw. 27,2 Prozent) aller erfassten Jugendlichen sind ausländischer Nationalität. Unter den Jugendlichen ohne Anschlusslösung beträgt ihr Anteil 48,1 Prozent (Vorjahr 60,8 Prozent). Der Anteil ohne Anschlusslösung bei Jugendlichen ausländischer Nationalität ist mit 10,8 Prozent (Vorjahr 12,5 Prozent) zweieinhalbmal so hoch wie bei Jugendlichen mit Schweizer Nationalität (4,2 Prozent, Vorjahr 3,0 Prozent).

Die aus früheren Jahren bekannten geschlechtsspezifischen Besonderheiten haben sich leicht akzentuiert. So bestätigt sich, dass weibliche Jugendliche weniger häufig (63,3 Prozent; Vorjahr 67,2 Prozent) direkt in die Berufsbildung übertreten als männliche (78,8 Prozent; Vorjahr 78,1 Prozent). Demgegenüber ist der Anteil der Jugendlichen, die in eine weiterführende Schule übertreten, bei den weiblichen klar höher als bei den männlichen (weibliche 14,0 Prozent, männliche 6,6 Prozent; Vorjahr 11,9 bzw. 6,0 Prozent). Ebenfalls deutlich ist der Unterschied bei den Jugendlichen, die eine Zwischenlösung beanspruchen (weibliche 15,1 Prozent, männliche 7,0 Prozent; Vorjahr 14,6 bzw. 9,1 Prozent).

Es gibt noch offene Lehrstellen

Auch wenn die Schülerzahlen nun wieder leicht ansteigen, bleibt es offensichtlich für Lehrbetriebe weiterhin schwierig, alle angebotenen Lehrstellen in gewünschter Weise zu besetzen. Es ist bemerkenswert, dass den 287 Jugendlichen (Vorjahr 268) ohne Anschlusslösung ein Überhang von 1‘588 (Vorjahr 1‘674) frei gemeldeten Lehrstellen gegenübersteht. Wie im Vorjahr verteilen sich die offenen Lehrstellen auf rund 150 Berufe und betreffen teilweise traditionell begehrte oder als anspruchsvoll geltende Berufe. Die Liste offener Lehrstellen deutet auf intakte Chancen auch für jene Jugendlichen hin, die noch auf der Suche sind. Alle Jugendliche werden dabei von verschiedener Seite aktiv unterstützt. Das Amt für Berufsbildung genehmigt dieses Jahr noch Lehrverträge bis zum 31. Oktober 2020.

«Hitliste» der Berufe: Spitzenplätze unverändert

Die «Hitliste» der zwanzig von den Schulabgängerinnen und Schulabgängern am häufigsten gewählten Berufe zeigt in der Zusammensetzung nur geringfügige Änderungen gegenüber dem Vorjahr mit den gleichen fünf Spitzenplätzen. Bemerkenswert ist die Verdoppelung der Zahl der (fast nur männlichen) Jugendlichen, die eine Maurerlehre beginnen wollen, von 30 im Vorjahr auf aktuell 58. Daneben sind Coiffeusen und Coiffeure neu in der Liste vertreten. Die Liste wird nicht allein vom Wahlverhalten beziehungsweise von den Präferenzen der Jugendlichen, sondern ebenso vom Angebot an Ausbildungsplätzen beeinflusst.

  • Kaufmann/Kauffrau EFZ B/E-Profil (572 Personen, Vorjahr 545)
  • Fachmann/-frau Gesundheit EFZ (230 Personen, VJ 245)
  • Detailhandelsfachmann/-frau EFZ (188 Personen, VJ 238)
  • Polymechaniker/-in EFZ (137 Personen, VJ 148)
  • Elektroinstallateur/-in EFZ (115 Personen, VJ 110)
  • Fachmann/-frau Betreuung EFZ (96 Personen, VJ 102)
  • Informatiker/-in EFZ (89 Personen, VJ 80)
  • Logistiker/-in EFZ (87 Personen, VJ 75)
  • Schreiner/-in EFZ (80 Personen, VJ 79)
  • Zeichner/-in EFZ (78 Personen, VJ 97)
  • Zimmermann/Zimmerin EFZ (77 Personen, VJ 84)
  • Medizinische/-r Praxisassistent/-in EFZ (69 Personen, VJ 64)
  • Dentalassistent/-in EFZ (67 Personen, VJ 50)
  • Konstrukteur/-in EFZ (62 Personen, VJ 75)
  • Automatiker/-in EFZ (59 Personen, VJ 52)
  • Coiffeur/Coiffeuse EFZ (59 Personen, VJ 47) NEU
  • Maurer/-in EFZ (58 Personen, VJ 30) NEU
  • Koch/Köchin EFZ (56 Personen, VJ 70)
  • Automobil-Fachmann/-frau EFZ (51 Personen, VJ 56)
  • Detailhandelsassistent/-in EBA (43 Personen, VJ 54)