Logo Kanton St.Gallen
Publiziert am 30.10.2025 13:46 im Bereich MariaMagdalena
Präventionssäckli

Die aufsuchende Soziale Arbeit ist eine Methode, die den Mitarbeiterinnen von Maria Magdalena erste Kontakte zur Zielgruppe ermöglicht.

Sie bedeutet, dass die Mitarbeiterinnen den Kontakt nicht in der Beratungsstelle abwarten, sondern aktiv den Lebens- und Arbeitsort von Sexarbeitenden im Kanton St.Gallen aufsuchen. Dieser direkte und niederschwellige Zugang ist besonders wichtig, wenn Menschen bestehende Angebote nicht aus eigener Initiative nutzen - etwa, weil sie die Fachstelle noch nicht kennen, sprachliche oder kulturelle Barrieren bestehen oder Misstrauen und Scham eine Rolle spielen. 

Aufsuchende Soziale Arbeit basiert auf den Prinzipien von Freiwilligkeit, Empowerment und dem Bereitstellen von Informationen. Sie schafft erste Begegnungen, die Vertrauen aufbauen und den Weg für weitere Unterstützung ermöglichen.

Viele Sexarbeitende im Kanton St.Gallen sind nur kurzzeitig vor Ort und kennen das Angebot von Maria Magdalena noch nicht. Andere wiederum sind schon länger hier und freuen sich über eine Abwechslung in ihrem Arbeitsalltag. Ziel der Mitarbeitenden ist es, unkompliziert ins Gespräch zu kommen und den Zugang so niedrigschwellig wie möglich zu gestalten. Bei den Besuchen verteilt das Team kleine Präventionssäckli mit Mustern von verschiedenen Kondomen, Gleitgel, Binden, Flyern und eine kleine Schokolade in Form eines Marienkäfers - eine Geste, die oft ein Lächeln auslöst und als "Türöffner" dient. 

Die aufsuchende Soziale Arbeit kann herausfordernd sein: nicht immer ist jemand anzutreffen oder die Türen werden aufgrund von Misstrauen nicht geöffnet. Sprachbarrieren können zudem die Verständigung erschweren und manchmal bleibt nur wenig Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Doch gerade diese kurzen Begegnungen sind wertvoll. Wenn Sexarbeiter*innen die Mitarbeiterinnen von Maria Magdalena beim nächsten Besuch wiedererkennen oder sich später selbst an die Fachstelle wenden - für mehr Informationen, eine Beratung zur Prävention oder für einen Test auf sexuell übertragbare Infektionen - zeigt dies, dass aus einem ersten Kontakt Vertrauen und eine Beziehung entstanden ist.

Da sich das Sexgewerbe zunehmend in Privatwohnungen verlagert, wird die Kontaktaufnahme anspruchsvoller. Umso wichtiger ist es, die Arbeit so niederschwellig wie möglich zu gestalten: ohne bürokratische Hürden, anonym und kostenlos. Vor Ort können auch Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten unkompliziert durchgeführt werden. So wird Prävention direkt dort umgesetzt, wo klassische Angebote oft nicht hinkommen.

Aufsuchende Soziale Arbeit lebt von Begegnungen - manchmal flüchtig, manchmal länger. Immer geht es darum, auf Augenhöhe zuzuhören, zu informieren und zu unterstützen. Sie stärkt die Selbstbestimmung von Sexarbeitenden und verringert Barrieren im Zugang zu Gesundheit, Rechten und sozialer Teilhabe.