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Publiziert am 15.06.2022 06:00 im Bereich Bildungsdepartement

Die Volksschule im Kanton St.Gallen erfüllt ihren Bildungsauftrag für die gesamte Gesellschaft und kommt breiten schulischen Bedürfnissen entgegen. Sie erfüllt diesen Auftrag, indem sie sowohl integrierende als auch separierende Angebote vorsieht und diese nach dem Prinzip «So
viel Integration wie möglich, so viel Separation wie nötig» situationsgerecht einsetzt. Die Umsetzung dieses Prinzips erfolgt unter Berücksichtigung und Abwägung der Interessen der Schülerinnen und Schüler mit besonderem Bildungsbedarf einerseits sowie der übrigen Schülerinnen und Schüler und der Lehrpersonen andererseits.

Die Regelschule ist so auszugestalten, dass sie Schülerinnen und Schüler mit einer Beeinträchtigung aufnehmen kann, sofern diese in der Lage sind, das soziale Gefüge in der Klasse wahrzunehmen, daraus einen Nutzen zu ziehen und vom Klassenunterricht zu profitieren, ohne dass die Förderung der Klasse beeinträchtigt wird. Damit dies gelingen kann, ist eine gezielte fachspezifische Unterstützung wichtig. Die Sonderschulen nutzen ihre behinderungsspezifischen Kompetenzen nicht nur für den Betrieb der Sonderschule, sondern stellen diese auch den Regelschulen zur Verfügung. Dazu führen insgesamt 18 Sonderschulen und Dienste im Kanton St.Gallen ein Angebot für behinderungsspezifische Beratung und Unterstützung (B&U). Dieses Angebot trägt bedeutend zur Stärkung der Regelschule in ihrem Umgang mit Heterogenität bei.


Ziel der behinderungsspezifischen Beratung und Unterstützung ist es, die Beschulung derjenigen Schülerinnen und Schüler mit einer Beeinträchtigung zu unterstützen, die in der Lage sind, dem Unterricht in der Regelschule zu folgen und sich in eine grössere Gruppe einzufügen. Möglichst viele Schülerinnen und Schüler mit besonderem Bildungsbedarf sollen damit eine Regelschule besuchen können. Der Alltag in Klassen, in denen Kinder mit besonderem Bildungsbedarf beschult werden, ist nicht selten geprägt von Unsicherheiten, Herausforderungen und vielen offenen Fragen. Diese Kinder brauchen viel Unterstützung und klare Strukturen, um sich wohl und sicher zu fühlen und von der Schule als einem Ort des Lernens profitieren zu können. Für Lehrpersonen betroffener Schülerinnen und Schüler stellt sich die Frage nach der optimalen Unterstützung, ohne dabei die eigenen Ressourcen aus dem Blick zu verlieren. Ebenso kann für Mitschülerinnen und Mitschüler der Umgang mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen herausfordernd sein.


Durch die Weitergabe von fachlichem Praxiswissen sollen nebst den betroffenen Kindern auch deren Lehrpersonen sowie ganze Klassen kompetent gestärkt und entlastet werden. Oftmals wirken schon eine niederschwellige Beratung und Unterstützung genau dort, wo Bedarf ist. Nebst alltagstauglichen Tipps und Tricks bieten die B&U-Dienste auch ganz gezieltes fach- und behinderungsspezifisches Coaching an. Die erfahrenen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen der Sonderschulen und Dienste bringen zusätzlich zu ihrem umfangreichen Fach- und Erfahrungswissen auch den Blick von aussen mit, der einen Perspektivenwechsel ermöglicht und gleichzeitig den Lehrpersonen, die mittendrin sind, neue Wege und Lösungen aufzeigen kann. Manchmal erfordert die Situation intensive Unterstützung durch die B&U-Dienste. Oft hilft aber schon der gemeinsame Austausch und Wissenstransfer dabei, künftige Situationen kompetenter und selbstbewusster meistern zu können. Probieren Sie es aus!

Corina Thomann, Dr. phil.
Amt für Volksschule, Leiterin Abteilung Sonderpädagogik