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Publiziert am 08.04.2020 09:47 im Bereich Bildungsdepartement

Geschätzte Lehrpersonen, Schulleitungsmitglieder und Ratsmitglieder

Ein kleines Virus kann den wohlorganisierten Planeten aus den Angeln heben und in die Krise stürzen. Das ist erschreckend, ringt unserer manchmal überheblichen Zivilisation eine neue Demut ab und fordert das Potenzial der Menschen neu heraus. Sie in der Schule haben dies in den vergangenen Wochen massiv zu spüren bekommen. Schule «ohne Schulkinder», am Freitagnachmittag völlig unerwartet verfügt und am Montag zu vollziehen – das ist etwas, das eigentlich gar nicht geht. 

Etwas, das eigentlich gar nicht geht und das dann trotzdem zum Laufen gebracht wird: So sind Sie zurzeit mit grossem Einsatz auf dem Weg. Ich ermutige Sie, diesen Weg weiterzugehen, er ist der richtige. Wir im Erziehungsrat und im Bildungsdepartement staunen, wie gut das unmöglich Scheinende doch angelaufen ist. Wir können das unterstützen, wissen aber, dass es Ihrem spontanen, aber vernünftigen Zupacken zu verdanken ist – Ihrer Motivation, Kreativität, Bereitschaft zu Veränderung, Problemlösungsorientierung oder Durchhaltekraft.

Dafür möchte ich Ihnen an dieser Stelle herzlich danken! 

Die vom Bundesrat befohlenen Schulschliessungen können nicht ohne Abstriche an der Schulqualität abgefedert werden. Sie dürfen sich und die Schülerinnen und Schüler sowie Eltern nicht überfordern. Gefragt bleiben pragmatische, kreative und fehlertolerante Überbrückungsmassnahmen, um die negativen Auswirkungen der Schliessung einigermassen tief zu halten und den Unterricht möglichst treffsicher weiterzuführen. Es sieht so aus, dass wir diesen Status nun bis mindestens Ende April weiterführen müssen. Was danach auf Sie zukommt, sind wir gegenwärtig am Erarbeiten. Wir informieren Sie ja laufend auf unseren Kanälen. 

Wir hoffen, dass es die Gesundheitslage ermöglicht und setzen uns national dafür ein, dass wir ab Mai mit Kleingruppenunterricht wieder in die Schulhäuser gehen können, um die offenkundigen Nachteile jedes noch so umsichtig gestalteten Fernunterrichts wieder einem gewissen Ausgleich zuführen zu können. Schule «ohne Schülerinnen und Schüler» geht auf die Länge eben doch nicht, denn sie ist auch Zusammenleben und soziales Lernen. Wir müssen baldmöglichst wieder zur Normalität zurückkehren können und diese auch jetzt schon planen. Die Schule soll ab Juni 2020 wieder im Normalbetrieb laufen. Wir werden uns national einsetzen, dass dies ermöglicht wird, möglichst unter den Kantonen koordiniert. 

Die menschlichen Qualitäten, die ich genannt habe, sind in der Zeit der digitalen Transformation zentral. Die COVID-19-Krise hat uns auf unerwünschte Weise die Gelegenheit gegeben, diese Qualitäten zu aktivieren. Fernunterricht allein ergibt zwar noch keineswegs die digital transformierte Pädagogik. Dennoch werden die während dem Lockdown gemachten Erfahrungen für die weitere Bearbeitung der IT-Bildungsoffensive von Nutzen sein. Dort stehen die Teilprojekte mit der Wirkung an der Basis an. Die IT-Bildungsoffensive soll im Herbst dieses absonderlichen Jahres mit neuen Grunderkenntnissen noch fokussierter als bisher planbar wirken können. Hierfür absolvieren wir im Moment gewissermassen ein ausserordentliches Konditionstraining. 

Bitte bleiben Sie am Ball der ausserordentlichen Massnahmen. Und melden Sie uns weiterhin über Ihre Vorgesetzten und die zuständigen Ämter Ihre Erkenntnisse. Was ist aus Ihrer Sicht gut gelungen? Was hat geharzt? Welches sind Ihre Bedürfnisse aus der gemachten Erfahrung? Wir sind auf diesen Austausch angewiesen, das gibt uns das viel zitierte Steuerungswissen für die Schulentwicklung.

 

Regierungsrat Stefan Kölliker

Präsident Erziehungsrat und Vorsteher Bildungsdepartement