Man trifft im Alltag immer wieder Situationen an, in denen man anderen Personen helfen kann, indem man sich einmischt. Viele Menschen schauen aber lieber weg – aus Angst, sich bei einer Konfrontation mit den Beteiligten selbst in Gefahr zu bringen. In diesem Ratgeber erhalten Sie Tipps, wie man sich richtig verhalten und damit das Gefahrenpotenzial minimieren kann.
Wenn Sie merken, dass jemand in Ihrer Nähe körperlich oder verbal attackiert, unfair behandelt oder gar verletzt wird, erfordert dies Ihre Zivilcourage. Das kann an einem öffentlichen Ort, am Arbeitsplatz, in der Schule, in der eigenen Familie oder auch im Haus des Nachbarn sein. Auch wenn Ihnen ein Eingreifen möglicherweise Angst einflösst, weil Sie in nichts hineingezogen werden wollen, sollten Sie nicht einfach wegschauen. Wären Sie das Opfer, würden Sie genau so auf die Hilfe von anderen Personen zählen. Zivilcourage zeigen muss aber nicht heissen, dass Sie sich aktiv einmischen und in Gefahr begeben müssen. Helfen können Sie auf verschiedene Arten: Beispielsweise indem Sie sich um eine verletzte oder benommene Person kümmern und den Notruf der Polizei (117) oder Sanität (144) rufen, anstatt einfach weiterzugehen. Wenn jemand unfair behandelt oder gar gemobbt wird, hilft es oft, mit den betroffenen Parteien oder am Arbeitsplatz mit einem Vorgesetzten das Gespräch zu suchen. Häufig reicht dies schon aus, um die Situation zu klären oder zumindest darauf aufmerksam zu machen.
Bei Pöbeleien oder Gewalt im öffentlichen Raum
Treten Sie an einen Streit heran, in den gewaltbereite Personen involviert sind, sollten Sie die Situation beobachten und abwägen, welches Handeln angebracht ist. Droht ein Streit in eine Schlägerei zu eskalieren oder ist dies bereits geschehen, könnte eine Schlichtung Ihrerseits gefährlich werden, weil die Beteiligten in Rage sind. Rufen Sie in diesem Fall sofort die Polizei unter der Telefonnummer 117. Hilfreich für spätere polizeiliche Ermittlungen ist es, wenn Sie die Situation genau beobachten und sich einprägen, was passiert ist, wer was gesagt und getan hat und wie die Beteiligten aussehen. Helfen Sie allfälligen Opfern, sobald sich die Täterschaft entfernt hat und stehen Sie ihnen bei. Warten Sie auf das Eintreffen der Polizei, um eine Zeugenaussage zu machen. Für die Opfer ist es immer ein gutes Gefühl, wenn die Täter bestraft werden können. Deshalb sind Ihre Beobachtungen unentbehrlich.
Schon dieses Verhalten bewirkt also etwas und beweist Zivilcourage Ihrerseits, ohne dass Sie sich dabei selbst in Gefahr begeben müssen. Sind Sie sich bei einer Sachlage nicht sicher, ob sie selbst eingreifen (also aktiv dazwischen gehen) sollen, sprechen Sie mit anderen Passanten und fragen Sie diese, wie diese die Situation einschätzen. Bestenfalls können Sie so auch Personen finden, die mit Ihnen gemeinsam eingreifen. So verhindern Sie, dass Sie auf sich alleine gestellt sind.
Bei verbalen Auseinandersetzungen
Handelt es sich um eine verbale Auseinandersetzung zwischen zwei Parteien (z.B. Streit eines Paars), kann ein Eingreifen durchaus sinnvoll sein. Gehen Sie aber nicht einfach unüberlegt dazwischen, sondern probieren Sie, mit den Parteien das Gespräch zu suchen und ihnen zuzuhören. Dies könnte zum Beispiel mit der Frage «Was ist passiert?» oder «Was hat er/sie dir getan?» erfolgen. Vermeiden Sie Drohungen, Beleidigungen und Körperkontakt. Bleiben Sie stets neutral, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Ist eine Partei der anderen klar unterlegen, ist es ratsam, diese aus der Situation zu entfernen anstatt sich auf ein Gespräch mit der stärkeren Partei einzulassen. Dies könnte zum Beispiel erfolgen, indem Sie die unterlegene Person höflich auffordern, sich doch in Ihre Nähe zu begeben. Vielleicht klärt sich die Situation dann von selbst. Nützt ihr Schlichtungsversuch nichts und droht Gefahr, sollten Sie die Polizei rufen. Dies gilt auch bei häuslicher Gewalt. Wenn Sie Schreie oder Schlaggeräusche aus einer Wohnung hören, können Sie meistens nur mit dem Alarmieren der Polizei helfen. Helfen nützt in jedem Fall etwas, Wegschauen in jedem Fall nichts. Aus Sicht der Opfer ist es immer besser, einmal zu früh den Notruf gewählt zu haben als einmal zu spät.
Wir hoffen, Sie können von diesen Tipps profitieren und sind nun besser darüber informiert, wie Sie in bestimmten Situationen Zivilcourage beweisen können, ohne ein grosses Risiko einzugehen.
Alle wichtigen Informationen zu diesem Thema finden Sie auch in einem umfassenden Flyer auf unserer Homepage, http://www.kapo.sg.ch sowie auf der Seite der Schweizerischen Kriminalprävention, http://www.skppsc.ch.