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Publiziert am 31.10.2019 09:54 im Bereich Allgemein

Seit mehreren Monaten treten im Schulhaus Engelwies in St.Gallen wiederholt Hautinfektionen mit teilweise antibiotikaresistenten Keimen bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonen auf. Diese Infektionen können bei Immunschwäche zu Komplikationen führen. Noch ist unklar, wo und weshalb sich die Betroffenen mit dem Bakterium angesteckt haben. Deshalb unternimmt der Kanton zusammen mit der Stadt nun eine Reihenuntersuchung der gesamten Schüler- und Lehrerschaft der Schulhäuser Engelwies.

Im vergangenen Jahr behandelte das Ostschweizer Kinderspital St.Gallen mehrere Schülerinnen und Schüler mit Hautinfektionen (vorwiegend eitrige Pusteln). Eine genauere Untersuchung der Fälle hat ergeben, dass es sich beim Erreger um das MRSA-Bakterium handelt. Dieses Bakterium ist gegenüber einigen Antibiotika resistent, was die Behandlung erschwert. Es verbreitet sich zudem meist an Orten, wo sich viele Menschen gleichzeitig aufhalten. 

Fachleute haben seither per Hautabstrich entnommene Bakterien untersucht. Die Resultate belegen, dass die einzelnen Krankheitsfälle zusammenhängen. Die Infektion ist in den letzten Monaten denn auch häufig bei Schülerinnen und Schülern beziehungsweise Benutzerinnen und Benutzern der Infrastruktur im Schulhaus Engelwies aufgetreten. Seit Beginn der Beobachtungszeit wurden Infektionsfälle bei 25 Schülerinnen und Schülern sowie bei zwei Lehrpersonen festgestellt. Um weitere Infektionsfälle zu vermeiden, wurden in einem ersten Schritt deshalb Massnahmen wie die Händehygiene in den Schulhäusern und Kindergärten Engelwies intensiviert.

Neue Infektionen trotz Hygienemassnahmen

Trotz diesen intensivierten Hygienemassnahmen und der Behandlung bereits erkrankter Personen sind in den letzten Wochen weitere einzelne Fälle von MRSA-Infektionen aufgetreten. Eine interdisziplinäre Fachgruppe mit dem Stadtschulärztlichen Dienst St.Gallen hat unter der Leitung der Kantonsärztin deshalb entschieden, weitere Massnahmen einzuleiten.

Der stadtschulärztliche Dienst St.Gallen führt vom 25. bis 27. November 2019 eine Reihenuntersuchung aller Schülerinnen und Schüler sowie aller Lehrpersonen des Schulhauses Engelwies durch. Damit will der stadtschulärztliche Dienst alle Personen mit einer akuten Infektion identifizieren und die Suche nach dem Übertragungsort vertiefen.

Bei der Reihenuntersuchung begutachten die Ärztinnen und Ärzte die Haut der Personen, nehmen Abstriche aus Infektionsherden und von der Haut und führen eine Befragung nach möglichen Übertragungsorten durch. Bei einer Bestätigung der Infektion werden die betroffenen Personen mit gezielten Antibiotika behandelt. Eine weitere Ausbreitung der Infektion wird somit verhindert.

MRSA-Infektion

Das Hautbakterium Staphylococcus aureus ist bei circa 30 Prozent aller Menschen Teil der normalen Hautflora und kommt auch in der Nase oder im Rachen vor. Meistens ist es empfindlich auf gängige Antibiotika. Die multiresistente Form MRSA kam in den letzten drei Jahren bei circa 6 Prozent der Bevölkerung in der Ostschweiz vor. MRSA sind nicht aggressiver als «normale» Staphylokokken. Der Unterschied liegt in ihrer teilweisen Antibiotikaresistenz, was die Behandlung erschwert. Die Behandlung von Infektionen erfolgt deshalb mit ausgewählten Antibiotika. Wie alle Staphylokokken werden auch die MRSA meistens durch direkten Hautkontakt, über Hände oder gemeinsam benutzte Gegenstände wie beispielsweise Handtücher übertragen.